28•06•2021 ••

Die Buchstaplerin #11

Ich gebe es gerne zu: Ich habe eine ausgeprägte Sammel-Leidenschaft, wenn es um Kochbücher geht ... und eines meiner Bücherregale ist ganz dem Kochen und Backen gewidmet. Für mich ist es pure Entspannung - neben dem Lesen eines schönen Romans - durch Kochbücher zu blättern, mich von Bildern und Rezepten verführen zu lassen und mir vorzustellen, wie ein Gericht schmeckt, duftet und für wen ich es am liebsten kochen würde - dabei dienen mir Kochbücher vor allem als Inspirationsquelle.


„Man kann nicht gut denken, gut lieben, gut schlafen, wenn man nicht gut gegessen hat.“(Virginia Woolf)


Ob man nun selbst kocht oder „nur“ konsumiert, das Wichtigste für mich ist, dass dabei alle Sinne angesprochen werden. Oft machen Kochbücher den Eindruck, dass möglichst komplizierte Zutaten und ein stundenlanges am Herd stehen nötig sind, um ein entsprechendes Geschmackserlebnis zu erlangen - das ist nicht richtig, denn mit guten Produkten, etwas Kreativität und viel Liebe lassen sich die herrlichsten Mahlzeiten zaubern!!!


„Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Einkehr.“(Demokrit)


Was ich coronabedingt in den letzten Monaten am meisten vermisst habe, sind Abende mit lieben Freunden, herrlichem Essen und guten Gesprächen. Umso mehr weiß ich nun diese wertvolle Zeit zu schätzen und bin bereits in Planung und Vorfreude auf entspannte Sommerabende mit der Familie und im Freundeskreis.

Eine kulinarische Inspirationsquelle dafür ist das wunderschöne und liebevoll gestaltete Kochbuch Skye McAlpine:​ „Zu Tisch mit Freunden - gemeinsam genießen wie in Italien“ (Knesebeck Verlag), in dem die Engländerin, die überwiegend in Italien lebt, ihre Lieblingsrezepte aus verschiedenen Regionen des Landes zusammengestellt hat. „La Dolce Vita“ ist auf jeder Seite spürbar und es geht in erster Linie darum, gemeinsam entspannt und mit viel Lebensfreude Mahlzeiten zu zelebrieren und zu genießen.

In der Einleitung hilft die Autorin bei der Planung eines Menüs und gibt wertvolle Tipps bezüglich Jahreszeiten, Personenzahl, Timing und dem passenden Rahmen. Schon allein beim Durchblättern begeistert das Buch durch die wunderschönen Fotos und die raffinierte Zusammenstellung der Rezepte, wobei die Zutatenliste immer überschaubar und wenig exotisch bleibt. Auch genaue Arbeitszeiten und passende Gerichte helfen dabei, ein ausgewogenes und passendes Essen zusammenzustellen.

Panzanella mit Thunfisch und Sardellen, Melonencarpaccio mit Feta, sizilianischer Couscoussalat, buttriges Zitronenhähnchen und zum Dessert eine Mascarponetarte mit frischen Früchten habe ich mir schon für eine laue Sommernacht mit Freunden vorgenommen!


„Alles, was Sie hier sehen, verdanke ich Spaghetti.“ (Sophia Loren)


Mit einem leckeren Pasta-Gericht kann ich meine Familie immer glücklich machen und so bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen und Inspirationen. Eine große Bereicherung hierfür ist „Pasta Perfetta“ von Laura Santini (Koehler Verlag), wo die Küchenchefin aus London über 70 Rezepte ihrer liebsten Gerichte zusammengetragen hat und ihre drei wichtigsten Pasta-Geheimnisse verrät.

Von den traditionellen Klassikern über ein gesundes Mittagessen für jeden Tag bis zu raffinierten Geschmackskreationen für Gäste reicht ihre Pasta-Palette: Gorgonzola & Walnüsse, Brokkoli & Chili, Oliven, Sardellen & Grünkohl, „hinterlistiges“ Tomaten-Gemüse, Puttanesca, Alfredo, Kürbis & Salbei, Wodka-Pasta, Räucherlachs-Carbonara oder ein schnelles Ragout - in diesem kreativen Pasta-Buch ist wirklich für jeden das passende Rezept dabei, das Leib und Seele zusammenhält und für gute Laune sorgt.

 

Für die Tage, an denen es in der Küche ganz schnell und unkompliziert zugehen muss, habe ich gerne ein selbstgemachtes Pesto im Kühlschrank. Aber ein ganzes Buch nur über Pesto? Felix Schäferhoff hat mich bereits beim ersten Durchblättern seines Kochbuchs „Mit Pesto durch das Jahr“ (LV.Buch im Landwirtschaftsverlag) völlig überzeugt:

Jede Jahreszeit schenkt uns andere Geschmackskompositionen - im Frühling Spargel, Feldsalat oder Bärlauch, im Sommer Erbsen, Kohlrabi oder Koriander, im Herbst Nüsse, Oliven oder Äpfel und im Winter Rosenkohl, Grünkohl oder Petersilienwurzel. Ob süß, salzig oder scharf, ob zu Pasta, zum Grillabend, als Brotaufstrich (ich verfeinere auch oft meine Salatsaucen damit) oder sogar zum Dessert, ob aus Wald und Wiese, dem eigenen Garten oder als Resteverwertung - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und auch als Mitbringsel kann man mit einem selbstgemachten Pesto große Freude machen!!!


„Vor lauter Globalisierung und Computerisierung dürfen die schönen Dinge des Lebens wie Kartoffeln oder Eintopf kochen nicht zu kurz kommen.“ (Angela Merkel)


Rezepte und Geschichten vom Leben auf dem Land haben die Schwestern Elisabeth Grindmayer und Stephanie Haßelbeck in ihrem saisonalen Kochbuch „Farmmade“ (Hölker Verlag) zusammengetragen. Die beiden Autorinnen sind im ländlichen Umland von München aufgewachsen. Nach erfahrungsreichen Jahren in anderen Städten und Ländern sind sie auf den elterlichen Hof zurückgekehrt, um wieder näher bei der Natur zu sein und um ein entschleunigtes Leben mit Familie und vielen Tieren zu genießen.

Sehr wichtig ist den zwei Gastronominnen gesunde, nachhaltige Ernährung ohne künstliche Zusatzstoffe, traditionelle Methoden der Verarbeitung und die lebendige Erhaltung der Artenvielfalt. Das Kochbuch besticht durch die wunderschön in Szene gesetzten Bilder und die vielen leckeren Rezepte, die nach Jahreszeiten geordnet sind, und geben gleichzeitig Tipps für Garten und Anbau im Jahreskreis. 

Ein authentisches Buch für alle, die gerne regional und saisonal kochen, und eine Hommage an das Leben im Einklang mit der Natur!


„Ich halte Kochen für einen schöpferischen Vorgang, der sich allerdings von den Künsten dadurch unterscheidet, dass man ihn unmittelbar vom Endprodukt her genießen kann.“(Günter Grass)


Kulinarische Leckerbissen finden sich nicht nur in Kochbüchern, sondern auch in der Literatur. Jacky Durand erzählt in seinem Roman „Die Rezepte meines Vaters“ (Kindler Verlag) von einer berührenden Vater-Sohn-Beziehung, in der das Kochen und die Liebe zum Essen eine sehr wichtige Rolle spielen. Monsieur Henri war der Chef des kleinen Bistro „Le Relais Fleuri“ im Osten Frankreichs und Koch aus Leidenschaft, der für seine besondere Küche weithin einen bekannten Namen hatte. Doch nun liegt Henri mit Lungenkrebs im Endstadium auf der Palliativstation im Koma, sein Sohn Julien sitzt an seinem Bett und lässt das gemeinsame Leben Revue passieren.

„Ohne dich hätte meine Kochkunst keine Richtung, keinen Geschmack. Ohne Worte hast du mir Dinge beigebracht. Jetzt kannst du gehen, Papa. Wir hatten ein gutes Leben zusammen, auch wenn es nicht jeden Tag zu sehen war.“

Juliens Kindheit hat sich in erster Linie in der Bistro-Küche abgespielt, hier erlernte er die ersten Gerichte und entdeckte dabei seine eigene kulinarische Passion. Als er dann selbst auch Koch werden möchte, ist Henri völlig dagegen - soll es sein Sohn doch einmal besser haben als er! Doch Julien hat auch die Sturheit seines Vaters mit in die Wiege gelegt bekommen und so kämpft er für seinen Traum und um die Anerkennung und Liebe seines Vaters …

Der anrührende Roman birgt viel Melancholie und Herzenswärme und setzt gleichzeitig der französischen Küche ein literarisches Denkmal mit einer kleinen, feinen Rezeptsammlung am Ende der Geschichte - ein belletristischer Leckerbissen nicht nur für Hobbyköche!!!

 

Die Regisseurin und Autorin Doris Dörrie ist für mich eine begnadete Geschichten-Erzählerin. In ihrem Buch „Die Welt auf dem Teller“ (Diogenes Verlag) versammelt sie kulinarische Köstlichkeiten und feine Inspirationen aus der Küche, wunderbar illustriert von dem Künstler Zenji Funabashi. Doris Dörrie fabuliert unter anderem über Dichtung und Datschi, Goethe in Neapel, Suppe mit Tiefgang, ihre Lieblingskartoffel Linda, Blümchenkaffee, philosophische Puffer, Melonen-Momente und über ihren Brot-Fanatismus:

„Nichts tröstet so gut wie ein frisches, knuspriges Brot. Und wenn ich Angst habe, dass ich bei einer endlosen Veranstaltung darben muss, stecke ich mir ein Stück trockenes Brot in die Handtasche, am liebsten natürlich einen Knust.“

Es geht um Essen und Trinken - im Alltag und auf Reisen - aber auch um Kindheitserinnerungen, Emotionen, Lebensgewohnheiten und Konsumverhalten. Ihre kleinen Kolumnen sind literarisch-kulinarische Genusshappen für zwischendurch und entfachen beim Lesen die Lust auf Genuss, Esskultur und Lebensfreude!!!


„Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat.“ (Giovanni Boccaccio)


 

In diesem Sinne: Gönnt euch etwas Feines zum Essen und Trinken, schnappt euch einen schönen Schmöker und genießt den Sommer in vollen Zügen!!!

Wir lesen uns!
Eure Buchstaplerin


Nicht nur Corinne, sondern auch Uli und Sabine lieben Kochbücher. Deswegen kommen hier noch zwei Empfehlungen von uns, die wir euch wärmstens an den Herd ;) legen wollen:


The secret ingredient is always love


... Das passendste Motto für unsere erste Empfehlung:

Love is served, erschienen im Sieveking Verlag. Für alle, die sich gerne immer mehr pflanzenbasiert ernähren wollen und Lust haben, zu experimentieren. Wer noch nie etwas von Tempeh-Speck gehört hat, gerne mal eine Hollandaise aus Cashewkernen machen will, nach tollen Bowl- oder Salatideen und nach neuen Frühstücksideen (oft glutenfrei) sucht, für den ist dieses Buch das Richtige. Die Rezepte stammen vom Cafe Gratitude in San Francisco, und wer sich zum Frühstück die glutenfreien Buchweizen-Leinsaat-Pfannkuchen mit frischem Obst und Cashew-Kokos-Butter macht, der fühlt sich bestimmt so, als hätte er eine Reise nach Kalifornien unternommen.

Und wer gleich eine kulinarische Weltreise unternehmen will, dem sei das Kochbuch „Die Welt kocht“, herausgegeben von Amnesty International, empfohlen. Neben über 80 Rezepten aus 24 Ländern auf vier Kontinenten enthält es Hintergrundinformationen zu der jeweiligen nationalen Menschenrechtslage, Zahlen und Fakten zu Asylsuchenden und Wissenswertes zum Recht auf Asyl. Das Buch erschien erstmals Anfang der 1980er-Jahre und ist das Ergebnis aus der Geflüchtetenarbeit der Amnesty-Asylgruppe in Münster.


Wir wollen das Projekt unterstützen und verlosen auf Instagram drei Exemplare.


Wenn ihr die Arbeit der Amnesty-Asylgruppe auch unterstützen wollt, könnt ihr hier bestellen oder ihr schreibt einfach eine Mail an bestellung@dieweltkocht.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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