Letztens in München. #1 - Warum ich Flohmärkte so liebe
Ab jetzt gibt es in unregelmäßigen Abständen hier eine Münchenkolumne. Da schreiben Uli und ich, warum München eben doch die schönste Stadt der Welt ist – Mietwucher und Verkehrsstau zum Trotz – und wir hier auf gar keinen Fall wegziehen würden.

Es ist wieder Hinterhofflohmarkt-Zeit in München. Kenner wissen: Je nach Stadtviertel lassen sich dort ganz besondere Schnäppchen machen. Haidhausen ist zum Beispiel Familytown – ideal also, wenn man auf der Suche nach gut erhaltener Kinderkleidung oder Spielzeug ist. Ich habe dort einmal Schienen für die Brio-Eisenbahn gefunden.
Im Abijahr meiner jüngeren Tochter hing in einem Hinterhof in Neuhausen ein Jumpsuit, der mir perfekt passte. Das Teil kam wie gerufen – es war das perfekte Outfit für den bevorstehenden Abiball.
Für mich ein schwarzer Satin-Traum, für die Verkäuferin ein schwarzer Albtraum:
ein teurer Fehlkauf aus einer der nobleren Boutiquen Neuhausens, wie sie mir erzählte. Sie fühlte sich darin „zu dick“.


Ein karierter Kaschmirmantel ist seit zwei Jahren eines meiner Lieblingsstücke – ebenfalls erstanden irgendwo in Neuhausen. Der Hinterhof war sensationell, der Preis für den Mantel auch. Zuhause fand ich in der Manteltasche eine vergessene Einkaufsliste. Darauf standen echte Leckereien, und ich fragte mich, ob die Vorbesitzerin wohl an diesem Tag ein romantisches Dinner vorbereitet hatte.
Hinterhofflohmärkte erzählen mehr Geschichten als andere Flohmärkte.
Denn zu den Dingen, die verkauft werden, bekommt man gratis auch einen Blick auf das Zuhause der Dinge. Und oft entstehen aus Gesprächen rund um das Angebot berührende Begegnungen.


So wie letztens in der Maxvorstadt:
Dieses Mal war ich nicht Käuferin, sondern Verkäuferin. Uli hatte mir netterweise angeboten, gemeinsam mit ihr in ihrem wirklich malerischen Hinterhof meinen Trödel zu verkaufen. (Ich selbst wohne ja in einem Münchner Vorort…) Die Maxvorstadt ist natürlich sehr beliebt bei Schnäppchenjägern. Meiner Erfahrung nach gilt:
Je schöner das Haus, desto schöner die Dinge, die verkauft werden.
Und Uli wohnt in einem seeeehr schönen Haus. Unser Hinterhof war gut besucht – auch, weil an diesem Tag die Rosen in voller Blüte standen. Bücher, Taschen, Zinnkrüge, Schuhe und viele Kleidungsstücke, die ich dabei hatte, fanden reißenden Absatz. Unter anderem hatte ich auch bunte Dirndl unserer Tochter dabei, die sie beim Auszug dagelassen hatte. Sie waren ihr inzwischen zu klein geworden und ich war überzeugt, dass die Käufer:innen sich darum reißen würden. Weit gefehlt. Sie hingen wie festgeklebt an der Kleiderstange. Und das, obwohl ich sie gleich in mehreren Varianten dabeihatte: dunkelblau mit roter Schürze, hellblau mit pinkfarbener Schürze, schwarz mit orangefarbener Schürze – inklusive passender Blüschen. Doch niemand wollte eines dieser schönen Dirndl haben.
Später am Nachmittag: Ich beginne gerade, den übrig gebliebenen Trödel samt der für mich schönsten Teenie-Dirndl der Welt wieder in Kisten zu packen, als eine Familie mit zwei Töchtern an meinem Tisch stehenbleibt. Wir kommen ins Gespräch. Das ältere Mädchen erinnert mich sehr an meine Tochter in ihrer Teeniezeit. Ich frage die Mutter, ob sie vielleicht Interesse an einem Dirndl hätte. Und tatsächlich: Ja, hatte sie. Ich erfahre, dass die Familie kürzlich aus München weggezogen ist. Die Tochter hat wohl starkes Heimweh. Ein Dirndl, meint die Mutter, wäre da für sie wie ein Stück München zum Mitnehmen. Das dunkelblaue Dirndl meiner Tochter hat wohl auf genau dieses Mädchen gewartet. Als sie es anprobiert – es passt wie angegossen – leuchten ihre Augen. Ihr fallen sofort Gelegenheiten ein, bei denen sie es in ihrer neuen Heimat tragen will: „Morgen ziehe ich das Dirndl gleich im Biergarten an! Und dann habe ich jetzt für immer ein Teil, das mich an München erinnert.“
Hach, München – du bist eben doch die schönste Stadt der Welt.
© FTF, Sabine Fuchs und Ulrike Heppel
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Kommentare
Ich stimme Euch voll und ganz zu: München ist die schönste Stadt der Welt! Schätze findet frau hier überall.
:))
Liebste Grüße
Sabine
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