24•02•2022 ••

Wie sichtbar ist unsichtbar?

Während wir Frauen 50 plus in den Medien zunehmend gefeiert werden und die Wechseljahre nun langsam wirklich kein Tabuthema mehr sind (auch durch Blogs wie unseren ;)), fühle ich mich in der letzten Zeit in meinem Allltag zunehmend nicht mehr sichtbar. Männer schauen nicht nur durch mich hindurch, nein, manchmal rennen sie mich sogar förmlich um. (Und ich bin nicht klein ...)

Dabei bin ich sicherlich nicht zur grauen Maus mutiert – obwohl, grauhaarig bin ich ja. Ich liebe es, mich gut anzuziehen und habe immer noch meine Figur aus meinen 30ern. Aaaber Freundinnen, deren Fruchtbarkeit auch geschwunden ist, berichten ähnliches. Wir sind tatsächlich unsichtbar geworden – für paarungswillige Männer.

Die Frage ist nur: Wie wurden wir dann eigentlich in unseren jungen Jahren gesehen?

Wurden wir wirklich in unserer ganzen Persönlichkeit wahrgenommen oder war uns unser Aussehen nicht manchmal auch hinderlich in der Durchsetzung von eigenen Interessen oder Macht? Schon als Kind haben wir Babyboomerinnen doch gelernt, artig und nett zu sein, um später dann auch als hübsche, coole Frau zu gelten, mit der Männer gerne flirteten. Und auch heute noch werden junge Mädchen lieber (an)gesehen, wenn sie in irgendeiner Form in die Norm der Gesellschaft passen. Mir fällt da immer unsere Professorin ein, die wohl auch in ihren jungen Jahren nie einem Schönheitsideal entsprochen hat und uns immer wieder erzählte, dass sie sich beim Altwerden nicht an die Unsichtbarkeit gewöhnen musste.

 


Vielleicht gibt uns ja die gefühlte „Unsichtbarkeit“ sogar die Chance, uns selbst so zu sehen, wie wir wirklich sind.


Anstatt still zu sein in so manchen Diskussionen, um nicht als zickig zu gelten, können wir heute unverblümt unsere Meinung äußern.

Ohne Rücksicht auf Verluste.

Wie geht es euch mit der zunehmenden Unsichtbarkeit ...?

 

Kommentare

kathja schoenfeld
25•02•2022
Hallo und guten Morgen, ich finde Eure Instaseite wunderbar. Es trifft es auf den Punkt. Aber heute bin ich aufmerksamer als sonst geworden. Unsichtbar. Ich nenne es seit einigen Jahren durchsichtig. Ein wenig zu meiner Person. 60 Jahre liegen hinter mir. Mehr als die Hälfte dieser Jahre verheiratet. Zwei großartige Jungs auf diese Erde gebracht. Einer verheiratet, der andere seit neun Jahren, und er wird erst 29, mit seiner Freundin zusammen. 174cm , vielleicht auch schon ein klitzkleines bisschen kleiner... Das Gewicht schwankt zwischen 63 und 67 . Nicht gerade mein Traumgewicht, ich leide lautlos. In den 80zigern habe ich gemodelt. Als ich einmal aus dem Haus kam, traf ich auf zwei kleine Mädchen und die eine sagt zu der anderen mit grossen Augen, schau mal eine Barbie. Hach seufz Ich war im Penthouse, sollte eigentlich der Playboy sein... war denen aber zu dünn...dafür zunehmen kam mir nicht in den Sinn. Der Fotograf verkaufte die Fotos ... War alles nicht mein Ziel, aber wie sagt man, ich war jung und brauchte das Geld. Naja, war nicht ganz so, aber das ist eine andere Geschichte. Mein Mann begrüßt mich noch häufig am Abend, na schöne Frau hast du mich vermisst?. Süß oder? Meine gefühlte Durchsichtigkeit begann als die 50 auf der Lebensuhr erschien. Ein grauer schleichender Prozess. Ich spüre noch immer die Augen hinter meinem Rücken, wenn ich ein Restaurant betrat. Wo sind sie geblieben? Ich beschwere mich nicht. Mein Leben ist schöne. Aber ich würde so gerne mal wieder flirte. Es beflügelt so herrlich. Is wie wennste fliechst. Als ich vor einigen Tagen mit meiner Freundin (65) und seit über 40 Jahren befreundet, in der Küche saß, kamen ihr die Tränen bei diesem Thema. Vielleicht war es auch der Cremant. In diesem Sinne liebe Grüße aus Hannover
Kirsten
25•02•2022
Ihr Lieben, das berichten und kolportieren viele Frauen und auch Beiträge in Magazinen, meine persönliche Erfahrung sieht ganz anders aus. Als Ergebnis des “sozial Experiments anti-authoritäre Kinder-Erziehung” in den 70ern” war Anpassung an einen Massengeschmack und eine -meinung überhaupt kein angestrebtes Ziel. Individuation und Andersartigkeit sehr wohl. Wie ich aussah, wurde niemals kommentiert, die Unterscheidung zwischen “normalen und Sonntagsklamotten” entfiel und ein Bewusstsein, dass ich tatsächlich auch ganz nett aussehe, habe ich erst in meinen 30ern entwickelt. Vorher trugen mich Spitznamen wir “Knöchle” und “Pirat” durch die Schulzeit - auch gut! Mir und allen anderen in meinem Umfeld war immer viel wichtiger; schlau, belesen und schlagfertig zu sein und das lässt sich jetzt -im fortgeschrittenen Alter- auch nicht mehr aufhalten. Wenn ich sehe was junge Frauen heute für einen Beautywahn leben, bin ich froh, dass ich dem komplett entgangen bin. In meiner Jugend gab es nur ein Beautydiktat - Armeeparka und Männer-Unterwäsche (selbst eingefärbt)… Bin ich heute unsichtbarer als noch in meinen 40ern? Wahrscheinlich schon! Interessiert mich das? Nä! Ich find mich wirklich gut ob mit oder ohne männliche Bestätigung. Punkt. Ich glaube aber, dass es sehr schwer ist schwindende Atrraktivität zu akzeptieren, wenn man einen großen Teil seines Selbstwerts aus Äußerlichkeiten zieht. Hier könnten wir auch noch einen Riesendiskurs zum Thema Attraktivität starten, die liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters UND der ist ja auch oft weiblich und wohlwollend. Ältere Frauen sehen sehr häufig einfach wunderbar aus (denen mache ich dann auch gerne Komplimente) - was man von den männlichen Exemplaren nur in einigen, wenigen Ausnahmen behaupten kann. Es schwindet doch wohl auch die wohlwollende Wahrnehmung für graue, bierbauchschwingende Mitfünfziger, oder Mädels?

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