15•06•2019

Wenn ich noch einmal sieben wäre

 

Vor einem Monat hatte ich ein Coaching.

Ein Coaching, um den Tag noch mehr wertzuschätzen, als ich es eh schon mache. Ein Coaching, um in den kleinen Momenten des Alltags das Glück zu entdecken.  Ein Coaching im positiven Denken.


Mein Coach war mein siebenjähriges Patenkind Lilly:


Wenn ich noch einmal sieben wäre,

 

würde ich in der Früh aufstehen, bevor alle wach sind, und ein Bild malen, ein Bild über den Tag, der mich erwartet. Ich würde nur die buntesten Farben wählen, denn das, was mich erwartet, kann nur ganz bunt sein. So sehr freue ich mich auf den Tag.​ Dann würde ich frühstücken. Ich würde mich freuen, dass ich selbst entscheiden kann, welche Teller auf dem Tisch stehen, ich würde in den Garten gehen, einen kleinen Wiesenblumenstrauß pflücken - und könnte mich kaum daran sattsehen, wie hübsch diese Blumen in dem Trinkglas aussehen.

Auch die Busfahrt in die Stadt könnte ich kaum erwarten, so spannend wären die Menschen, die um mich herum im Bus sitzen. Auf dem Weg zum Bus würde ich ein Wettrennen mit meiner Tante machen und wäre stolz, wie schnell mich meine Beine zur Bushaltestelle tragen. Und wenn ich nicht mehr könnte, dann würde ich einfach eine Pause machen, denn es wäre mir egal, ob ich diesen Bus oder den nächsten nehme. Wenn ich dann im Bus sitze, würde ich mein Gegenüber anlachen. Und dann würde mich diese Frau, die ich soeben angelacht habe, fragen, was ich heute so vorhabe. Dann würde ich eine wunderbare Geschichte erfahren, von dem Patenkind meines Gegenübers, das gerade das Glück hatte, bei einem Gewinnspiel eine Reise gewonnen zu haben. Und ich hätte mal wieder erfahren, welch wunderbare Geschichten das bunte Leben so schreibt.

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Das magische Kind

Wenn ich noch einmal sieben wäre, würde ich in der U-Bahn sitzen und die Bilder genießen, die die Geschwindigkeit des Zuges an die Wand malt. Ich würde versuchen, mir die Farben der jeweiligen Stationen zu merken und mich daran freuen, dass Blau eindeutig meine Lieblingsfarbe ist. Ich würde in der U-Bahn an all meine blauen Kleidungsstücke denken und wäre so stolz, dass ich so viele schöne blaue Kleider habe. 

Im Café würde ich mich so sehr über die Blaubeeren freuen, die über meinen Pancake gestreut sind, dass sich auch gleich die Bedienung mitfreut, weil sie mir so eine große Freude gemacht hat. Und dann würden wir uns beide freuen, weil das Leben einfach so wunderbar ist und Blaubeeren einfach das Beste sind, was einem passieren kann. Wo doch Blau auch meine Lieblingsfarbe ist.

Danach würde ich in die Straßenbahn steigen und versuchen, auf dem Verbindungsglied der beiden Waggons zu balancieren. Die anderen Mitfahrer würden mich bewundern und sich daran freuen, dass mir die quietschende Straßenbahn am meisten Spaß macht, wenn sie um die Kurve biegt. Ich wäre so dankbar, wie ich die Balance halten kann. Und wenn ich ganz mutig bin, würde ich tatsächlich auf einem Bein in der Kurve stehen. Und ich wäre so stolz auf meinen Körper, was er alles kann.

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Positiv Denken

Eine Schreibmaschine auf dem Flohmarkt würde mich so begeistern, dass der Besitzer sich auf einmal gar nicht mehr sicher ist, ob er diese verkaufen würde. Und einen glitzernden Geldbeutel begutachte ich so lange begeistert, bis die Besitzerin sich darüber so freut, dass ich ihren alten, glitzernden Geldbeutel so schön finde, dass sie Freude daran hat, ihn mir zu schenken. Und wenn ich dann in diesem glitzernden Geldbeutel einen Geldschein finden würde, dann fände ich es selbstverständlich, diesen Schein zurückzubringen. Und die Besitzerin des glitzernden Geldbeutels würde sich darüber so sehr freuen, dass sie mir eine Freude machen will und mir gleich noch mal ganz viele wunderbare Hörspiel-CDs schenken will. Und dann hätte sich inzwischen die Freude von ihr und mir schon vervielfacht. 

Im Bahnhof auf dem Weg zurück würde ich unter dem Schild Gleis 4 stehen bleiben und meine Tante bitten, ein Foto von mir zu machen. Weil ich mich so freue, dass da tatsächlich meine Lieblingszahl an der Wand steht. Und wenn ich mich noch nicht genug gefreut hätte, würde ich auf dem Heimweg nicht an einem Klettergerüst vorbeilaufen können. Meine müden Beine würde ich gar nicht spüren, denn ich fände es so spannend, wie lange ich brauche, bis ich an die Spitze geklettert bin. Und weil Wettbewerb Spaß macht, würde ich mit mir selbst in den Wettstreit gehen und immer wieder schauen, ob ich es noch ein bisschen schneller schaffen kann. Und dann würde ich mich freuen, dass ich tatsächlich immer schneller werde. Von Mal zu Mal. Und selbst meine müden Beine könnten mich nicht daran hindern. Denn vor lauter Freude bemerke ich die Erschöpfung gar nicht. 

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Freude

Wenn ich noch einmal sieben wäre, dann könnte ich nach so einem Tag gar nicht einschlafen. Denn ich wäre so voller Freude, dass der Tag wieder so schön war, dass ich noch gar nicht einschlafen will. Und dann würde ich noch einmal aufstehen und meine Schätze, die ich am Flohmarkt erstanden habe, bewundern. Und ich könnte mich nicht sattsehen an einem bunten Leuchtkreisel, der mir noch einmal diese ganzen bunten Farben dieses wunderbaren bunten Tages spiegelt. Und irgendwann, wenn mich endgültig die Müdigkeit übermannt, würde ich voller Vorfreude auf den nächsten bunten Tag einschlafen.


Und meine Träume in der Nacht wären so bunt, wie jeder bunte Tag.​


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Das bunte Leben



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Kommentare

Cornelia

Was für eine schöne Geschichte! Wir sollten öfters die Welt mir Kinderaugen sehen, und uns daran erfreuen.

Simone

Da ist man nach dem Lesen so voller Freude, dass man gar nix mehr schreiben kann vor lauter Freude.
Was für eine wunderschöne Geschichte.❤️
(Wär das nicht ein „erfreuliches“ Coaching-Konzept? Freuden-Coachings anzubieten?)

Dagmar

Was für ein zauberhafter Bericht❤️ Der trifft mitten in‘s Herz und hinterlässt dort ein warmes, glückliches Gefühl und ein Lächeln auf dem Gesicht und den Vorsatz, genau so, mit dem Staunen und der Freude der kleinen Lilly durch den Sonntag zu gehen. Habt vielen Dank und euch ebenfalls einen verzauberten Sonntag...**

Freut mich liebe Dagmar, wenn ich dich glücklich gemacht habe.
Viele liebe Grüße
Sabine

Karin Austmeyer

Sehr schön geschrieben. Eine solche Schreibmaschine habe ich besessen und nicht vom Flohmarkt, die war nagelneu. So vergeht die Zeit.
Liebe Grüße
Karin

Ja wir sind ja tatsächlich noch Generation Schreibmaschine.
Da gilt das Gleiche wie für Fotos. Man hat sich noch genauer überlegt, welches Wort man benützt.

Viele liebe Grüße
Sabine

Heidi Thompson

Wie schön doch unsere Welt ist - schade, dass wir viel zu oft zu achtlos sind. Ein sehr schöner Bericht, der uns allen Mut machen sollte, öfter wieder die "Kinderbrille" aufzusetzen. Es gibt sicherlich sehr viel zu entdecken und bestaunen. Vielen Dank für diese Anregung!

Bitte liebe Heidi. Ja es wäre wunderbar, wenn man zumindest einmal täglich die Kinderbrille aufsetzen könnte.

Viele liebe Grüße
Sabine

Karin

Beim Lesen dieser Geschichte macht sich ein wunderbar warmes Gefühl im Bauch breit. Wirklich wie ein glücklicher Kindertag. Wunderschön. Danke.

Liebe Karin, bei deinem Kommentar macht sich ein wunderbar warmes Gefühle in meinem Bauch breit. Danke dafür :))

Wir freuen uns auf deinen Kommentar

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