Zu meinem Geburtstag hatte ich dieses Jahr einen ganz besonderen Wunsch: Ein Besuch im Nagelstudio ... Zum ersten Mal in meinem Leben. Ehrlich gesagt wusste ich bis vor kurzem auch gar nicht, was ich da soll, denn eigentlich liebe ich meine Fingernägel kurzgeschnitten und natur. Bis … ich in meinem Nebenjob als Dozentin an einer FOS für Gestaltung an meinen Schülerinnen äußerst fantasievolle Nägel (Nägel im Leolook, Nägel mit aufgeklebten Blümchen) allerdings in Überlänge entdeckt habe. Von „Nailart“ hatte ich bis dahin tatsächlich noch nie etwas gehört.

Auf Pinterest bin ich dann schnell fündig geworden: Seitenweise kann man die tollsten Kreationen entdecken. Und nicht nur lang, sondern auch kurz. Nicht nur Blümchen und Kätzchen, sondern auch richtig coole Muster, sogar Rothko-Nägel (sie sind den Gemälden mit den Farbverläufen von Marc Rothko nachempfunden). Die wollte ich haben …

Es sind dann diese bunten Nägel geworden, denn Irina meinte, dass für meine kurzen Nägel Verläufe nicht geeignet wären ...

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Irina who?

Irina ist meine Nageldesignerin, durch die in 105(!) Minuten aus meinen brüchigen, rilligen Nägeln dieser Frühjahrsvorfreude-Nageltraum wahr werden wird. Aber davor ist noch ein loooong way to go: In den nächsten Stunden werde ich zur Befehlsempfängerin: 

K I S S E E N und L A M P E E, das sind die meistgesprochenen Worte von meiner Nagelkünstlerin.

KISSEEEEN immer dann, wenn an meinen Nägeln gefeilt, Häutchen geschnitten, entstaubt oder irgendwelche sonderbaren Flüssigkeiten aufgetragen werden. Und natürlich die verschiedenen Nagellackschichten. Base-, Top- und Farbschichten.

LAMPEEE immer dann, wenn es gilt Base-, Top- und Farblack zu trocknen. Ich frage mich die ganze Zeit, wie und wann ich den Tee hätte trinken sollen, der mir am Anfang serviert wurde. Denn ich habe tatsächlich in der ganzen Zeit keine Hand frei. Entweder ist die linke Hand auf dem Kissen und die rechte Hand in der Lampe oder umgedreht. Mit der Zeit gerate ich wirklich in eine Art Trance ...

KISSEEENLAMPEEEKISSEEEENLAMPEE.

Nur einmal erwache ich aus meiner Nagelmeditation:

Ich muss die Farben aussuchen, für meinen bunten Nageltraum. Vermutlich hat dieses Nagelstudio tatsächlich 16 Millionen unterschiedliche Nagellacke. Zumindest lassen die unzähligen Farbfächer, die Irina bereitlegt, darauf schließen. Ich bin hoffnungslos überfordert. Als ich zögerlich anfange meine Farben auszusuchen, ist Irina meistens mit meiner Wahl unzufrieden und präsentiert mir immer eine Nuance dunkler oder heller.

Nach weiteren 45 Minuten KISSEEENLAMPEEEKISSENLAMPEE sind meine Nägel herrlich bunt und ich bin tiefenentspannt. Ob mein erstes Mal das letzte Mal war? Definitiv nicht: Denn zu meinem 59. Geburtstag habe ich mir eine Liste von 60 Dingen gemacht, die ich in meinem 60. Lebensjahr 60 Mal erleben will. Und dazu gehören 60 bunte Nägel.

Das war also erst der Anfang.