Schöner Schei…
Schöner Schei... tern?
Sabine fragt mich gerade, ob ich meinen Text zum „Scheitern“ schon geschrieben habe. Nein, habe ich noch nicht. Und habe ich deshalb noch nicht, weil ich das „Scheitern“ unseres Crowdfunding-Projekts – den memoments-Kalender – gar nicht wirklich als Scheitern empfunden habe, und mir erst mal Gedanken zu diesem Wort SCHEITERN machen muss.
Ja, stimmt natürlich, unser Kalender wird so jetzt nicht produziert. Und ja, wir haben die erforderliche Anzahl nicht zusammenbekommen und natürlich einen Sack voll Arbeit und Herzblut reingesteckt. Und auch, klar sind wir enttäuscht. Aber ich finde, wir haben so viel aus diesem Projekt mitgenommen, dass ich es nicht als Misserfolg oder Scheitern einordne. Zumindest nicht für mich persönlich. Sabine sieht das vielleicht anders.
Aber was bedeutet denn überhaupt „Scheitern“?
Laut Definition geht das Wort auf das 16. Jahrhundert zurück und bedeutet „in Stücke brechen“. Gut, in Stücke haben wir jetzt erst mal nichts zerbrochen, außer unsere Träume und Hoffnungen vielleicht.
Und wenn man heute von Scheitern spricht, dann denkt man aktuell an den Zerfall und das Scheitern der „GroKo“. Die Mehrheit der Deutschen geht nämlich davon aus, dass die Große Koalition nicht bis zu den nächsten Bundestagswahlen in 2021 bestehen wird. Das würde ich wirklich als Scheitern bezeichnen.
Und sicher war es in der Vergangenheit oft so, dass eine Pleite, ein Bankrott oder ein nicht-zustande-gekommenes oder geplatztes Geschäft von einem traumatischen Ereignis bis hin zu einem Symbol für ein verpfuschtes Leben wurde.
Aber heute ist das nicht mehr so. Es gibt durchaus eine positive Haltung zum Scheitern und die Förderung der Akzeptanz von Misserfolgen wächst zusehends. Denn Scheitern ist nicht das Ende, sondern vielmehr eine lehrreiche Ressource für zukünftige Erfolge. Es ist doch auch eine potenzielle Quelle für eine Rückschau und auch Selbstreflexion, die einer weiteren Chance den Weg ebnet. Nicht umsonst gibt es bei den populären Sachbüchern unzählige Ratgeber, die ganz positiv „Scheitern als Chance“ zum Thema nutzen.
Ich habe auf alle Fälle sehr viel aus unserem „Scheitern-Projekt“ gezogen. Es gibt eine Menge an Beispielen da draußen, bei denen erfolgreiche Unternehmer erst mal ganz fürchterlich auf die Nase fielen, bevor sie dann auf der Erfolgswelle ritten. Scheitern gehört zum Leben, und es bedeutet auf keinen Fall Untergang. Wer gewinnen will, muss auch verlieren können.
Scheitern ist Teil des Neuanfangs und Voraussetzung für künftige Erfolge.
Und genauso sehe ich das. Was ich in diesem Projekt erfahren habe, war unglaubliche Frauensolidarität. Frauen, die wir nicht mal persönlich kennen, haben sich so für uns ins Zeug gelegt, mit uns gebibbert und uns unterstützt, wo sie nur konnten. Sie haben zum Teil unzählige Kalender bestellt. So, dass ich mich schon gefragt habe, was sie wohl damit machen? Ich finde das unglaublich großzügig und motivierend.
Wir haben so viel positive Resonanz auf den Kalender bekommen, und doch hat es am Ende nicht gereicht. Aber das, was wir durch unser „Scheitern“ erfahren haben, das ist doch so unglaublich viel mehr wert.
Und logisch…. Wir machen weiter!
Schöner Schei… ß!
Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.
(Samuel Beckett)
Fail better … Nee, nicht schon wieder … Ich bin genug gescheitert mit Projekten. Und so langsam merke ich, wie mir die Puste ausgeht. Keine Lust mehr, Energie in Projekte zu stecken, ohne zu wissen, was dabei rauskommt.
Ihr lest schon, sooo positiv wie Uli kann ich unser Scheitern nicht sehen. Natürlich habe ich mich gefreut über positive Resonanz und „Ach Mensch, leider habe ich euer Projekt zu spät gesehen“-Reaktionen.
Aber genau diese „Ach Mensch, leider habe ich euer Projekt zu spät gesehen“-Reaktion zeigt mir, dass wir leider einen Riesenfehler gemacht haben. Wir als Marketingprofis haben das Marketing komplett schleifen lassen. Und so ist meine Essenz aus diesem Projekt:
Wir müssen eine Fehlerliste anfertigen. Eine Fehlerliste, die uns beim nächsten Mal – sollte es eines geben – zumindest hilft, diese Fehler nicht mehr zu machen. Denn der Satz, zumindest haben wir es probiert, zeigt einfach nur, dass wir es eben nur geprobt haben, und scheinbar nicht mit dem nötigen Ernst dahinter waren.
Zu sagen, ich habe versagt, aber ich bin kein Versager, fällt mir schwer. Meinen Selbstwert nicht am Erfolg zu messen ebensooo.
Vielleicht sollte ich auch hier Parallelen in der Politik suchen. Sooo selbstgefällig wie unser Ministerpräsident Söder nach einer katastrophalen Niederlage mit dem Spruch aufzutreten - “Wir haben von unseren Wählern den klaren Regierungsauftrag erhalten“ - ist für mich einfach nur Augenwischerei und hat mit der Realität leider gar nichts zu tun. Nee, das ist nix für mich.
Wie also geht schöner scheitern?
Laut Experten tut man sich leichter, wenn man den Sinn im Scheitern sieht. Bisher habe ich ihn noch nicht erkannt, aber kann ja noch kommen. Am Alter kann es ja nicht liegen, dass sich Uli so viel leichter tut, etwas Positives aus unserem Scheitern zu ziehen, denn sie ist ja einen Monat älter :)
In einem Zeitartikel finde ich, dass Menschen, die in ihrer Kindheit öfter vom Klettergerüst gestürzt sind, später weniger Höhenangst haben.
Vielleicht, liebe Uli, bist du einfach als Kind öfters vom Klettergerüst gestürzt als ich?
… Und schön, dass du mir jetzt wieder aufs Klettergerüst hilfst …
PS: Liebe Sabine, vom Klettergerüst bin ich nicht öfter gefallen, aber dafür vom Pferd. Wir rocken das!
Und was wir auf keinen Fall vergessen möchten: Tausend Dank und nochmals Dank an alle unsere Unterstützer. Wir waren wirklich geflashed von so viel Interesse, Zuspruch und den vielen schönen Komplimenten zu unserem Projekt.
Und so verabschieden wir uns von unseren memoments 2019. Mit einem Lächeln...
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