So schmeckt der Juni: Nach Holunder & Rhabarber
Der Juni ist für mich der Inbegriff des Sommers. Die Natur zeigt sich in voller Pracht, gehüllt in sattes Grün, das in der warmen Sonne leuchtet. Der süße Hauch der Lindenblüten mischt sich mit dem feinen Aroma des Holunders und verleiht der Morgenfrische eine magische Note. Es ist die Zeit, in der für mich der Sommer spürbar beginnt – nicht nur im Kalender, sondern in jedem Atemzug und auch in der Küche, mit wunderbaren Sommerrezepten.

Wenn ich jetzt frühmorgens das Haus verlasse, liegt schon immer ein betörender Duft in der Luft. Es riecht so würzig, dass ich sofort Glücksgefühle im Bauch verspüre und mir wünsche, möge das doch nie zu Ende gehen. Ich muss immer erstmal stehenbleiben und ein paar ganz tiefe Atemzüge nehmen. Schade, dass man diese Düfte nicht in ein Glas einfangen und bei Bedarf herausholen kann.
Im Garten meiner Mama explodiert die Natur sprichwörtlich. Die Erdbeeren werden langsam rot und der Rhabarber bekommt leuchtende rote Stängel und riesige Blätter und überall liegt der Duft von Holunder in der Luft. Rhabarber und Holunder sind für mich die absoluten Sommerboten in der Küche. Auch weil sie so vielfältig einsetzbar sind. Als erfrischende Limonade, Kuchen, Kompott, Gelee oder als feiner Sirup – ihre Aromen sind untrennbar mit dem Geschmack des Junis verbunden. Naja, vielleicht gehören die Erdbeeren auch noch dazu.
Jetzt ist auf alle Fälle die Zeit, in der das Leben draußen stattfindet – im Garten, auf dem Balkon, im Grünen. Denn der Juni schenkt uns nicht nur lange Tage, Licht und Wärme, sondern auch unzählige kleine Momente der Sinnlichkeit, die uns spüren lassen, wie lebendig der Sommer sein kann.
Holunder
Bei meiner Mama stehen mehrere Holunderbüsche im Garten und ich muss nur mit einem Korb und einer Schere nach draußen gehen, um die duftenden Holunderblüten für feine „Holunder-Küchla“ (Holunderküchle auf fränkisch) einsammeln – idealerweise an sonnigen Vormittagen, wenn der Blütenstaub noch besonders intensiv ist. Gewaschen werden sie nicht, sonst verlieren die Blüten ihr Aroma. Also Käfer usw. werden nur vorsichtig mit einem Pinsel entfernt. ;-)

Der Teig für die Küchla ist einfach: ein Ausbackteig aus Eiern, Mehl, Milch und einer Prise Salz, manchmal auch mit einem Hauch Vanille oder einem Schuss Sprudelwasser, damit er schön luftig wird.
Die Dolden werden einzeln in den Teig getaucht und in heißem Fett goldgelb ausgebacken. Danach lässt man sie kurz auf Küchenpapier abtropfen und bestreut sie großzügig mit Puderzucker oder Zimtzucker. Das Ergebnis: knusprige Küchla mit feinem Blütenaroma – ein Geschmack, der mich so sehr an meine Kindheit erinnert und der nach Sommer duftet.
Wusstet ihr…
Holunder – Heilkraft aus der Natur
Holunder (Sambucus) ist eine uralte Heilpflanze, die schon unsere Großeltern zu schätzen wussten. Ob als Tee bei Erkältungen, als Saft zur Stärkung des Immunsystems oder als köstliche Zutat in der Sommerküche – Holunderblüten und -beeren sind wahre Alleskönner. Besonders beliebt ist der Holunderblütensirup, der mit spritzigem Mineralwasser oder Sekt gemischt ein herrlich erfrischendes Sommergetränk ergibt.
Neben seinem feinen, blumigen Aroma bringt Holunder auch gesundheitliche Vorteile mit: er wirkt entzündungshemmend, schleimlösend und immunstärkend. Die Blüten enthalten ätherische Öle, Flavonoide und Gerbstoffe – eine natürliche Kraftquelle direkt aus der Hecke.
Hier habe ich euch unser Rezept aufgeschrieben:
Fränkische Holunder-Küchla (oder gebackene Holunderblüten)
Zutaten:
• 10 – 15 frische Holunderblütendolden
• 150 g Mehl
• 1 Ei
• 200 ml Sprudelwasser oder Milch
• 1 Prise Salz
• Öl zum Ausbacken
• Puderzucker und Zimt zum Bestäuben
Zubereitung:
1. Die Holunderblüten vorsichtig ausschütteln oder abpinseln (nicht waschen, um das Aroma zu erhalten).
2. Aus Mehl, Ei, Salz und Wasser einen glatten Teig rühren.
3. Öl in einer Pfanne erhitzen.
4. Die Dolden am Stiel in den Teig tauchen und portionsweise im heißen Öl goldbraun ausbacken.
5. Auf Küchenpapier abtropfen lassen, mit Zimt und Puderzucker bestreuen – noch warm genießen!


OMG, die sind soooooooo lecker!
Wunderbar erfrischend ist auch
Holundersaft (aus Blüten) für Holunder-Limonade
Zutaten:
• 20 Holunderblütendolden
• 1 Liter Wasser
• 1 kg Zucker
• 1 unbehandelte Zitrone (in Scheiben)
• 25 g Zitronensäure
Zubereitung:
1. Die Holunderblüten ausschütteln und mit Wasser, Zucker, Zitronenscheiben und Zitronensäure in ein großes Gefäß geben.
2. Abdecken und 2 – 3 Tage kühl ziehen lassen.
3. Durch ein feines Sieb oder Tuch abseihen, in saubere Flaschen füllen.
4. Im Kühlschrank aufbewahren – hält sich mehrere Wochen.
Tipp: Für längere Haltbarkeit kann der Saft kurz aufgekocht und heiß in sterile Flaschen abgefüllt werden.

Für Holunderlimonade etwas Holundersaft in ein Glas geben, mit Sprudelwasser und etwas Zitronensaft auffüllen und genießen.
Rhabarber
Ich bin auch ein großer Fan von Rhabarber und wenn ich zu Hause bin, treibt es mich zielsicher in die Ecke im Garten meiner Mama, wo er wächst. Und das schon seit Kindertagen.

Als Kinder haben wir uns nämlich Zucker in einen Joghurtbecher gestreut, uns mitten in den Garten auf die Erde gesetzt und die sauren Rhabarberstängel in den Zucker getaucht und dann gegessen. Das waren perfekte Kindheitssommermomente.
Wusstet ihr …
Rhabarber – sauer macht fröhlich
Der Rhabarber stammt ursprünglich aus dem Himalaya und gelangte im 18. Jahrhundert nach Europa. Botanisch gesehen gehört er zwar zu den Gemüsen, wird aber aufgrund seines fruchtigen Geschmacks fast ausschließlich süß zubereitet.
Rhabarber ist reich an Vitamin C, Kalium und Ballaststoffen. Sein frischer, säuerlicher Geschmack passt perfekt zu süßen Streuseln, Vanille, Erdbeeren oder auch zu einem Glas Holunderblütenschorle.
Mein ultimativer Lieblingsnachtisch ist:
Rhabarber-Crumble
Zutaten:
Für die Füllung:
• 600 g Rhabarber
• 100 g Zucker
• 1 EL Speisestärke
• 1 TL Vanilleextrakt
Für die Streusel:
• 150 g Mehl
• 100 g Butter (kalt, in Stückchen)
• 80 g brauner Zucker
• 1 Prise Salz
• Optional: gehackte Mandeln oder Haferflocken
Zubereitung:
1. Den Ofen auf 180 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen.
2. Rhabarber in kleine Stücke schneiden, mit Zucker, Stärke und Vanille mischen und in eine Auflaufform geben.
3. Für die Streusel alle Zutaten mit den Fingern zu einem krümeligen Teig verarbeiten.
4. Über den Rhabarber streuen.
5. Ca. 30 – 35 Minuten goldbraun backen.
6. Am besten lauwarm mit Vanilleeis oder Schlagsahne genießen.

Und hier kommt noch ein Rezept von meiner Mama. Das ist der weltbeste Rhabarberkuchen, den es gibt. In den könnte ich mich reinlegen.
Aber Achtung: der hat absolutes Suchtpotenzial.
Französischer Rhabarber-Kuchen
Zutaten:
Für den Teig:
125 g Butter
50 g Zucker
250 g Mehl
2 Eigelb
1 Prise Salz
Butter für die Form
Für den Belag:
100 g Zucker
100 g Butter
100 g gemahlene Mandeln oder Walnüsse
2 Eier
1 EL Mehl
1 Päckchen Vanillezucker
250 – 300 g Rhabarber
100 g Aprikosengelee
2 Tropfen Rumaroma
50 g Mandelsplitter
Zubereitung:
1. Aus den Zutaten einen Mürbeteig erstellen und ca. 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
2. Den ausgerollten Mürbeteig in eine Springform legen. Mit einer Gabel einstechen und 15 Minuten bei 175 – 200 °C blind backen.
3. Für den Belag Zucker, Butter, Mandeln, Eier, Mehl und Vanillezucker zu einer Creme rühren und auf den Teig streichen. Den Rhabarber darauf verteilen und den Kuchen bei 175 – 200 °C weitere ca. 30 Minuten backen.
4. Aprikosengelee erwärmen und den warmen Kuchen damit überziehen. Mit Mandelsplitter bestreuen.

Falls ihr keinen Rhabarber mehr habt, kann man diesen Kuchen auch perfekt mit Johannisbeeren machen. Da ist er mindestens genauso lecker.
Guten Appetit! Lasst euch den Sommer schmecken ...
© FTF, Sabine Fuchs und Ulrike Heppel
All rights reserved. Do not use our pictures and content without our permission.
Alle Fotos und Texte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne unsere Einwilligung übernommen und verwendet werden.
Wir freuen uns auf deinen Kommentar