26•01•2019

Wind of Change - die Wechseljahre

Von Gewichtsproblemen, über Konzentrationsstörungen und Depressionen - und natürlich den bösen Schlafstörungen erzählen viele Frauen. Und natürlich gehen auch an Uli und mir die Wechseljahre nicht spurlos vorüber. Aber da wir ja sowieso denken müssen, versuchen wir jetzt mal positiv über diesen „Wind of Change“ nachzudenken. Denn wir meinen, dass die Zukunft für uns Frauen, die wir jetzt in die absolute Freiheit entlassen werden, einiges zu bieten hat.“

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Wechseljahre

„Für den ersten Wechsel brauchte man die Geduld der Eltern und anderer, jetzt nur die Absolution von sich selbst. Der Rest … hat was“, so kommentierte Simone Widhalm bei uns auf Instagram. Es hat eben immer alles zwei Seiten und wie immer kommt es im Leben auf die Betrachtungsweise an.

Natürlich ist gerade uns Frauen klar, dass das Alter mit Verlust einhergeht. Ist doch der Verlust der Fruchtbarkeit ein Symbol dafür, loslassen zu müssen. Die Kinder gehen aus dem Haus, die alten Eltern werden sonderlich oder sterben. Freundschaften definieren sich neu, und Ehepartner trennen sich oder müssen sich wieder ganz neu finden.


Doch jeder Einschnitt bringt einen Neuanfang mit sich. 


Von Krisen und ihren Chancen:

 

Wenn einem eine Krankheit plötzlich unmissverständlich klarmacht, dass man die letzten Jahre zu wenig auf sich gehört und einen falschen Weg eingeschlagen hat. Und dass es doch viel wichtiger wäre, darauf zu achten, was einem im Leben wirklich wichtig ist.

Oder wenn der Verlust der jugendlichen Schönheit uns letztendlich wahnsinnig viel Energie zurückgibt. Denn die perfekte Schönheit ist ohnehin unerreichbar geworden.

Und mit dem „Gefallen wollen“ ist jetzt überhaupt mal Schluss. Deshalb müssen wir endlich auch nicht mehr nett sein. Und war nett nicht schon immer die kleine Schwester von Scheiße?

Das Mann-Frau-Thema bekommt in dieser Lebensphase eine völlig neue Qualität. Sei es in der Beziehung oder beim Daten. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Denn die Männer, die sich heute bewusst für uns entscheiden, lieben zuallererst unsere inneren Werte. Und nur die sind ja bekanntlich von Dauer.

Das Alter macht vielleicht weise, wahrscheinlich gelassen, ganz bestimmt aber, so brutal es klingt, auch radikaler. Weil die uns verbleibende Lebenszeit jetzt spürbar begrenzt ist, schauen wir überall genauer hin: Wie will ich leben? Was ist mir wirklich wichtig? Mit wem will ich meine Zeit verbringen? Und wer genau hinschaut, für den ist endlich ein selbstbestimmtes Leben möglich. Der ist lebenshungrig und hat keine Lust mehr, seine Zeit mit Nichtigkeiten zu verbringen. 

Die Lebenserfahrung lässt uns entspannter werden. Wir haben begriffen, dass Selbstoptimierung irgendwann nicht mehr funktioniert. Sei es beim Traum vom perfekten Haushalt oder dem immerwährenden Kampf um die perfekte Figur. Wir haben über die Jahre gelernt, uns zu lieben, und wir brauchen niemandem mehr zu beweisen, dass wir cool sind.


Wer uns nicht mag, der mag uns eben nicht.


Aus. Ende der Geschichte.

Ergo: Das Altwerden macht uns freier, freier denn je! Denn wie heißt es doch so schön: Wer loslässt, hat beide Hände frei. Und dabei können wir uns doch auf noch sehr viele Dinge in unserer neuen Freiheit freuen: Statistisch liegt unsere Lebenserwartung bei 86 Jahren …


The wind of change – Blows straight into the face of time – 
Like a stormwind that will ring the freedom bell *


*Klaus Meine für die Scorpions (Wind of Change)

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Wechseljahre

Nachtrag: Manchmal, aber ganz selten, wünsche ich mir tatsächlich, noch einmal 30 Jahre alt zu sein. So wie heute, als ich am Parkplatz bei Ikea stand und zwei Wagen beladen hatte mit Pax-Kleiderschränken und Malm-Kommoden. War schon herrlich, wenn man am Parkplatz stand und einmal hilflos nach rechts und einmal hilflos nach links geschaut hat, und auf einmal waren zwei rettende Helfer in Form von kräftigen Männern zur Stelle.


Aber ganz ehrlich. Wie oft kauft ihr Kleiderschränke bei Ikea?


 


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Kommentare

Doris Rasevic-Benz

"War schon herrlich, wenn man am Parkplatz stand und einmal hilflos nach rechts und einmal hilflos nach links geschaut hat, und auf einmal waren zwei rettende Helfer in Form von kräftigen Männern zur Stelle."

Bei mir ist es umgekehrt. Als ich dreissig war, musste ich bepackt mit Tüten und Taschen den herumstehenden Männern nicht nur die Tür aufhalten, sondern sie dazu noch gleichzeitig therapeutisch unterstützen. Wenn ich um Hilfe bat, hatten sie immer gerade jetzt keine Zeit. Vielleicht lag es auch daran, dass mein Blick nie hilflos war, weil ich es zum einen schnell gelernt habe alles alleine zu machen und zum anderen, im Falle eines Falles, immer von anderen Frauen und meiner Familie unterstützt wurde.

Jetzt, mit beinahe sechzig, halten mir Männer endlich die Türen auf, tragen meine Pakete und bieten mir einen Sitzplatz an. Sie nerven mich nicht mehr mit ihren Beziehungsproblemen und ungelösten Lebensfragen. Ich bin geschlechtslos geworden, und das genieße ich. Die Frauen sind übrigens immer noch da. Die Familie auch.

Und ja, es ist richtig gut, nicht mehr das Gefühl zu haben, als Frau bei einem imaginären Wettbewerb teilnehmen zu müssen.

Wie schön, dass doch Lebensphasen unterschiedlich ablaufen. Danke, dass du das so mit uns teilst. Vielleicht muss ich einfach noch ein bisschen älter werden, dass meine Pakete wieder getragen werden :)) Und ja ich bin auch froh, dass der Wettbewerb beendet ist und wir nicht mehr wie Rennpferde nebeneinanderher galoppieren müssen :)
LG
Sabine

Claudia Wachsmann

Ich sollte mal wieder zu Ikea ... mir wird immer noch total viel geholfen und ich helfe aber auch ganz selbstverständlich. Neulich musste mein Auto in Schneemassen geborgen werden und sofort waren Helfer da! Das hat sich nicht geändert, wie schön!
Unsere Zeit ist doch einfach wunderbar! Holzwege werden wir immer wieder einschlagen und jetzt drehen wir einfach früher wieder um und dann gibt es andere Wege! Se hace camino al andar. Der Weg entsteht im Gehen.
Hättet Ihr diesen Blog mit 30 aus dem Boden wachsen lassen können? An dieser Stelle Danke für Eure wunderbaren Anregungen, die immer wieder für Momente innehalten lassen und so wertvolle Denkanstösse geben!
Trotz riesiger Berge von Arbeit ist Energie da! Traumhaft!

“Se hace camino al andar“. Wie schön Claudia, dieses spanische Zitat. Und ja du hast Recht. Wahrscheinlich hätte uns mit 30 nicht nur die Zeit, sondern auch der Mut für so einen Blog gefehlt. Und wahrscheinlich ist es die Haltung, mit der man durch die Welt geht. Vielleicht sollte ich einfach mal wieder selbstverständlich davon ausgehen, dass mir geholfen wird :))

Solveig

Vielen Dank Ihr 2 für diesen Blick auf den Wechsel. Wie immer sehr lesenswert :-* Beste Grüße von Solveig

Danke liebe Solveig, für deinen netten Kommentar. Wir freuen uns, dass du uns lesenswert findest.

Tatjana

Liebe Bine,
was für ein schöner, positiver Beitrag! Ich durfte gerade eine sehr wertvolle Erfahrung zum Thema "Loslassen" machen und habe dabei für mich gelernt, dass loslassen ein vielfaches leichter wird, wenn man voller "Dankbarkeit" loslassen darf, bzw. kann.
Beste Grüße,
Tatjana

FTF, Sabine Fuchs

Antwort auf von Tatjana

Ja, liebe Tatjana, so sehe ich das auch. Dankbarkeit ist der Schlüssel zu Vielem :))
LG
Sabine

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