FTF Die Buchstaplerin # 43 – Aprilwetter
Im April muss man mit allem rechnen: Regen, Sonnenschein, Bewölkung, Hagel und Schnee wechseln sich ab und man sollte sich den Launen des Wetters mit entsprechend guten Büchern eindecken. Alle Buchtipps heute drehen sich in ihren Titeln ums Wetter und die Geschichten dahinter sind mindestens so abwechselnd und spannend wie das Aprilwetter.
April, April, der macht, was er will.
Und weil man im April mit Regen, Sonnenschein, Bewölkung, Hagel und Schnee rechnen muss, sollte man sich den Launen des Wetters mit entsprechender Kleidung anpassen. Daran schuld ist das Temperaturgefälle zwischen Nord und Süd, das sich versucht an der Grenze der beiden Zonen auszugleichen und so kommt es zu ständigen Wetterwechseln. Das war schon immer so und ist auch der Grund, warum es so viele Bauernregeln für den April gibt. Lasst uns mit spannenden Büchern und passenden Sprichwörtern dem Aprilwetter ein Schnippchen schlagen!

Ultimative Buchtipps für das wechselhafte April-Wetter
Im April ein tiefer Schnee, keinem Dinge tut er weh.
Tommie Goerz erzählt mit Im Schnee (Piper Verlag) atmosphärisch und voller Poesie von einer sehr besonderen, lebenslangen Freundschaft. Als das Totenglöckchen im Dorf zu hören ist, ahnt Max bereits, dass sein bester Freund Schorsch gestorben ist. Max macht sich auf den Weg zur Totenwacht, eine wichtige Institution des Dorfes, um Abschied zu nehmen und den Toten ein letztes Mal in der Mitte der Gemeinschaft zu haben. Das Dorf versammelt sich: zuerst die Männer und ab Mitternacht die Frauen. Schorsch und Max haben ihr gesamtes Leben hier verbracht und so bleibt der hinterbliebene Freund auch die ganze Nacht an Schorschs Seite und lässt in Gedanken ihre gemeinsame Zeit Revue passieren.
Tommie Goerz erzählt feinfühlig und leise von Ritualen und Traditionen, die Halt geben, von sozialer Kontrolle, von Freundschaft und Nähe, die auch Geheimnisse mit sich bringen können und von einer untergehenden Zeit, die bald nur noch Erinnerung sein wird. „Im Schnee“ ist ein kleines, feines Juwel, das beim Lesen glücklich macht!

Gehst du im April bei Sonne aus, lass nie den Regenschirm zu Haus.
Kathrin Weßlings Roman Sonnenhang (Rowohlt Verlag) stellt die Frage nach dem Sinn im eigenen Leben: Katharina, Ende dreißig, schon einige Jahre Single und nach eigener Aussage schwer vermittelbar, bekommt die niederschmetternde Diagnose, niemals eigene Kinder bekommen zu können, und damit stellt sie ihr ganzes Leben in Frage. Plötzlich empfindet sie ihr Dasein als sinnlos und sie sieht sich gezwungen, ihre Träume und Lebensziele neu zu überdenken. Kann ihr die ehrenamtliche Stelle in der Seniorenresidenz Sonnenhang dabei helfen? Katharina verlässt ihre Komfortzone und beschließt, samstags die älteren Menschen mit Kniffel und Bingo zu unterhalten. Völlig unerwartet findet sie dort Freundschaften, die ihr Energie, Lebensmut und einen neuen Blick auf ihre Zukunft schenken.
Eine humorvolle, warmherzige und liebenswerte Geschichte, die ungeschönt von geplatzten Lebensträumen, falschen Erwartungen, Neuanfängen und der Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen erzählt und dabei Hoffnung und Zuversicht ausstrahlt!

Bringt der April viel Regen, so deutet der auf Segen.
Der Morgen nach dem Regen von Melanie Levensohn (Insel Verlag) ist die Geschichte einer komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung, die von Missverständnissen und unausgesprochenen Erwartungen geprägt ist: Als Johanna das Haus ihrer Tante Toni in Sankt Goar erbt, zieht sie von New York an den Rhein, um endlich die lang ersehnte Ruhe zu finden. Ihre Tochter Elsa ist Anwältin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und von Erfolg und Karriere besessen. Durch ihre humanitären Einsätze für die Vereinten Nationen war Johanna während Elsas Kindheit viel unterwegs und die Kluft zwischen Mutter und Tochter scheint unüberwindbar. Doch dann wirft eine Burnout-Diagnose Elsa aus der Bahn und auch sie sucht Zuflucht in Tante Tonis Haus am Rhein …
Melanie Levensohn schreibt bildhaft, flüssig und gibt dabei spannende, authentische Einblicke in die Arbeit der Vereinten Nationen und des Internationalen Strafgerichtshofs, wobei die Geschichte um Familie und Mutterliebe, Schuld und Aussöhnung immer im Mittelpunkt steht. Auf unterschiedlichen Ebenen ein fesselnder und berührender Roman!

Bleibt der April recht sonnig und warm, macht er den Bauern auch nicht arm.
Der Berliner Autor Christian Schünemann lädt in Bis die Sonne scheint (Diogenes Verlag) zu einer besonderen Zeitreise in die 1980er-Jahre ein und gibt dabei Einblicke in die eigene Familiengeschichte: Der Teenager Daniel, jüngster von vier Geschwistern, steht kurz vor seiner Konfirmation und wünscht sich dafür sehnlichst einen blauen Samtsakko und eine schöne Feier. Doch immer mehr beschleicht ihn der Verdacht, dass daraus nichts werden wird - seine Eltern sind pleite, doch nach außen wird nach wie vor die große Show abgezogen. Als der Gerichtsvollzieher mit Pfändung droht, fährt die Familie erstmal entspannt in den Urlaub und redet sich die ausweglose Situation schön. Der äußere Schein muss gewahrt bleiben - egal zu welchem Preis …
„Bis die Sonne scheint“ ist ein herrlich schräg erzähltes Buch zwischen Drama und Comedy: eine skurrile Familiengeschichte voller liebenswerter Charaktere zum Lachen, Staunen und sich immer wieder Wundern!

April windig und trocken, macht alles Wachstum stocken.
In Tanja Kinkels historischem Schmöker Im Wind der Freiheit (Hoffmann und Campe Verlag) geht es um die Anfänge der Demokratie 1848 in Deutschland aus weiblicher Sicht. Im Mittelpunkt stehen zwei sehr unterschiedliche Frauen: auf der einen Seite die Bürgerstochter Louise Otto, die für ihren Traum, Schriftstellerin zu werden, kämpft, mutig ihren eigenen Weg geht und sich auch von Widerständen und gesellschaftlichen Normen nicht beirren lässt.
Auf der anderen Seite Susanne, die in ärmsten Verhältnissen, aber mit viel Liebe aufgewachsen ist, ihre kranke Mutter pflegt und nach der unehrenhaften Entlassung aus einer Tuchfabrik vor dem Nichts steht. Um sich und ihre Mutter am Leben zu erhalten, verkauft Susanne ihren Körper und lässt sich auf einen gefährlichen Handel ein.
Als die Bevölkerung im Deutschen Bund sich gegen die Macht der Fürsten erhebt, kämpfen auch die beiden Frauen Seite an Seite für Freiheit und Selbstbestimmung …
Wieder einmal erzählt Tanja Kinkel eindrucksvoll, mitreißend und lebendig von einer vergangenen Epoche und verwebt Fiktion und Historie geschickt miteinander - ein großes Lesevergnügen mit geschichtlichem Mehrwert!

Ist der April zu trocken und licht, so gerät das Futter nicht.
Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent des Münchner Journalisten Michael Ebert (Penguin Verlag) stellt einen tragikomischen (Anti-)Helden in den Mittelpunkt des Geschehens. Das Leben des Mathematiklehrers Hannes Hennes ist alles andere als ihm wohlgesonnen: sein kleiner Bruder erhält den Nobelpreis für Medizin, bei Günther Jauchs Millionen-Quiz scheitert er schon an der 50-Euro-Frage, ein Ausflug in den Wald endet mehr als tragisch und zu allem Übel muss er noch desinteressierten Achtklässlern die Wahrscheinlichkeitsrechnung näher bringen - sein Leben scheint immer mehr aus der Spur zu laufen. Und weil er glaubt, nichts mehr verlieren zu können, macht er sich auf einen wahnwitzigen Roadtrip, um das Gehirn seines Vorbilds Carl Friedrich Gauß zu retten und landet dabei unterwegs in einem bedeutungsschweren Selbstfindungsseminar für Männer …
So kompliziert der Titel, so schräg die Story, gelingt es Michael Ebert trotzdem nie ins Klamaukhafte abzudriften - im Gegenteil: Er erzählt in poetischem, humorvollem Erzählton feinsinnig von der ganzen Palette, die das menschliche Sein zu bieten hat und stellt die Frage, wie wir damit umgehen, wenn das Leben nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen. Unglaublich unterhaltend auf dem schmalen Grat zwischen Wahn und Wirklichkeit!
Wir freuen uns sehr, dass wir drei Exemplare von „Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent“ von Michael Ebert auf Instagram verlosen dürfen – ein herzliches Dankeschön an den Penguin Verlag.

Wenn der April Spektakel macht, gibt`s Korn und Heu in voller Pracht.
Nach „Die Schneeschwester“ und „Die Sonnenwächterin“ erscheint nun Die Windmacherin im Jahreszeiten-Quartett von der norwegischen Autorin Maja Lunde, zauberhaft illustriert von Lisa Aisato (btb-Verlag): Der elfjährige Tobias soll seine Sommerferien in der Natur verbringen und wird aus diesem Grund auf eine einsame Insel geschickt, wo er bei einer wortkargen, unzugänglichen Frau namens Lothe wohnen soll. Tobias ist verzweifelt: Wie soll er das nur aushalten? Doch dann entdeckt er im Haus ein geheimnisvolles Zimmer, das ihn magisch anzieht und in dem er mysteriöse Kinderzeichnungen findet. Was verbirgt sich hinter dem alten Leuchtturm, was haben zwei unzertrennliche Freundinnen damit zu tun und wer ist die Windmacherin? Auf einmal wird Tobias’ Sommer unerwartet aufregend, spannend und unvergesslich!
Ein wunderschönes, traumhaft illustriertes Buch für die ganze Familie, das den Sommer in seiner Fülle und Freundschaft als Lebenselixier feiert!

Je weißer die Schäfchen am Himmel gehen, desto länger bleibt das Wetter schön.
In Luzie in den Wolken von Charlotte Lucas (Atlantik Verlag) verändert ein roter Luftballon das Leben dreier Menschen.
Der Bestsellerautor Gabriel sitzt an der Elbe und denkt verzweifelt über seine Schreibblockade nach, als er zufällig einen Ballon mit einem Zettel findet: „Liber Gott, mein Papa ist bei dir im Himell - kannst du mir bite einen neuen schikken? Von ganzem Hertzen, deine Luzie in den Wolken.“ Wäre das nicht eine grandiose Grundidee für seinen nächsten Roman? Gabriel sorgt nicht uneigennützig dafür, dass Luzie den Luftballon-Wettbewerb gewinnt und mischt sich mit einer falschen Identität immer mehr in das Leben des Mädchens und ihrer Mutter Miriam ein. Doch wie lange kann das gutgehen, wenn die Gefühle verrücktspielen und das Leben eine zweite Chance bietet?
Ein charmanter Liebesroman, kurzweilig und unterhaltsam erzählt, der entspannte Lesestunden schenkt und zeigt, wie unerwartete Begegnungen dem Leben eine neue Richtung geben können!

Der April die Blume macht, der Mai gibt ihr die Farbenpracht.
Ich wünsche euch einen farbenprächtigen Frühling mit einem bunten Wetterreigen, der der Natur guttut und uns glücklich macht!
Wir lesen uns!
Eure Buchstaplerin
Und wir wünschen euch wunderbare Osterfeiertage und machen eine kleine Osterpause. Am 2. Mai geht es hier wieder weiter.
Frohe OOOOOOOOOOOstern
© FTF, Sabine Fuchs und Ulrike Heppel
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Kommentare
ich interessiere mich für ihren blog!
Das ist schön, vielen Dank ;-)
prima, es werden bücher besprochen, die mir woanders noch nicht aufgefallen sind. interessiert mich sehr! danke!
Das freut uns sehr, vielen Dank ;-)
Wir freuen uns auf deinen Kommentar