21•09•2019 ••

Die Buchbotschafterin-Der September Buchtipp #5

Diesmal hat Manja,​ unsere Buchbotschafterin, für uns ein Sachbuch ausgesucht. Es geht um ein brisantes, aber so finden wir, superspannendes Thema: das bedingungslose Grundeinkommen. Wie seht ihr das denn?


Schon Rilke hat es erkannt: „Der Sommer war sehr groß“, aber auch diese herrlichen Wochen gehen zu Ende – genauso wie meine Sommerpause. 

Gut erholt habt ihr hoffentlich den Kopf frei für meinen September-Buchtipp, der diesmal aus der gesellschaftspolitischen Sachbuch-Ecke kommt:

 

Michael Bohmeyer und Claudia Cornelsen „Was würdest du tun? – Wie uns das bedingungslose Grundeinkommen verändert“, Econ, 2019, 285 S., (auch als Hörbuch verfügbar)

 

• Was ist das bedingungslose Grundeinkommen? 

• Was würde ich tun, wenn ich ohne Wenn und Aber 1.000 € mehr im Monat zur Verfügung hätte? 

• Was bedeuten eigentlich Geld und Arbeit in meinem Leben?

• Und was bitte hat dieses Buch mit dem Monatsmotto zu tun?


„Öffne dich für neue Erkenntnisse und sei dankbar für alles, was du hast.“ 


 

Der Verein „Mein Grundeinkommen“, den der IT-Unternehmer Michael Bohmeyer 2014 gegründet hat, funktioniert ganz einfach: Es werden über die homepage www.mein-grundeinkommen.de/ Spenden gesammelt, und sobald 12.000 € zusammengekommen sind, geht ein weiteres Grundeinkommen in die monatlich stattfindende Verlosung, zu der sich jeder anmelden kann. So sind inzwischen schon 400 Grundeinkommen für ein Jahr verteilt worden. 

 

Zusammen mit der Autorin Claudia Cornelsen hat Bohmeyer in diesem Buch 24 Gewinner porträtiert, die die beiden in ganz Deutschland zu einstündigen Gesprächen besucht haben. Die Bandbreite ist groß: vom Obdachlosen bis zur Hotelerbin, vom Studenten bis zur Rentnerin sind Gewinner dabei, die ganz offen über ihre Erfahrungen berichten. Und so nach und nach kristallisiert sich heraus, was das bedingungslose Grundeinkommen eigentlich mit den Leuten macht. 

 

Allen ist klar, dass 1.000 € zu wenig sind, um den Lebensunterhalt komplett zu bestrei­ten und die Dauer von 12 Monaten erstmal nur zum Ausprobieren taugt. Auch erhebt niemand den Anspruch, dass dieser Ausschnitt an Personen repräsentativ für ein ganzes Land ist. Doch was als ein gesellschaftliches Experiment auf Zeit gestartet wurde, entpuppt sich auch zur Überraschung der Initiatoren als etwas ganz anderes als erwartet: 

Zusammenfassend empfinden alle Empfänger – egal ob arm oder reich – eine große Dankbarkeit wegen der Bedingungslosigkeit. 

 

Für viele bedeutet es eine Pause zum Nachdenken über ihre Lebenssituation, die in den seltensten Fällen dazu führt, dass danach krasse Veränderungen passieren. Vielmehr wird reflektiert, was denn im Leben des Einzelnen wichtig ist. Dazu angestoßen worden zu sein, wird als Geschenk empfunden.

 

Ich fand es sehr interessant zu lesen, welchen Einfluss Geld auf das Selbstbewusstsein hat, dass es selbst in überschaubarem Zeitraum und Menge zur Emanzipation von nicht zufriedenstellenden Lebensumständen beiträgt. Und es wird in den Interviews genauso deutlich, wie wichtig es ist, Arbeit auch als Teilhabe an der Gemeinschaft zu verstehen. So wird wie nebenbei das häufigste Argument gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass nämlich bei flächendeckender Einführung niemand mehr arbeiten würde, entkräftet.


Es geht viel weniger darum, was die Menschen mit dem bedingungslosen Geld des Grundeinkommens machen, sondern, was das Geld mit den Menschen macht.


Viel Kritik wird am aktuellen Sozialsystem in Deutschland geübt, das von den meisten Empfängern als demütigend empfunden wird. Zu Bismarcks Zeiten war es die passende Antwort auf die Industrialisierung, doch für die heutige digitale Gesellschaft müssen völlig neue Ideen entwickelt werden.

 

Manchmal sind mir einige Betrachtungen der Autoren zu pathetisch geraten, z.B. wenn sie sehr emotional die Interviews kommentieren und ihre eigene Haltung zu den Gewinnern beschreiben. Doch meistens kriegen Bohmeyer und Cornelsen noch die Kurve, denn sie besitzen eine gute Portion Selbstironie, gerade auch in Bezug auf eigene Vorurteile.

 

Wer Lust hat, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen und über andere Modelle und Forschungen zum bedingungslosen Grundeinkommen zu lesen, oder zu erfahren, wieso z.B. die Einführung in den 1970er-Jahren in den USA nur knapp gescheitert ist, dem sei von Rutger Bregman „Utopien für Realisten“ (rororo, 302 S.) empfohlen.


Und nun sind wir megagespannt, wie ihr zu dem Thema steht. Wir freuen uns auf eure Meinung.

 

Kommentare

Uta Robbe
22•09•2019
Da hast du ein interessantes (und auch spannendes) Thema ausgesucht. Ich frage mich auch gerade, ob so ein bedingungsloses Plus auf meinem Konto meine Welt und meine Zukunft beeinflussen würde. Ich glaube, es würde. Danke für den Buchtipp, Manja, und weiter so!
FTF, Uli Heppel
25•09•2019
Liebe Uta, wir freuen uns, dass wir dich mit dem Thema zum Nachdenken inspirieren konnten. Und Manja und ich drücken die Daumen, dass du bei einer der nächsten Verlosungen gezogen wirst. Und dann wollen wir einen Bericht ;-) ♡ Uli & Manja
Ulrike Hartwig
22•09•2019
Ich sitze gerade gemütlich am Frühstückstisch, scrolle durch meine Mails, bin begeistert von eurem Beitrag über das Grundeinkommen, sage zu meinem Mann: das muss ich dir vorlesen und er sagt nur trocken: da bin ich doch schon längst Mitglied. Bald bin ich es auch! *
FTF, Uli Heppel
25•09•2019
Liebe Ulrike (toller Name übrigens ;-), schön, dass du durch uns ein Geheimnis deines Mannes erfahren hast ;-) noch dazu so ein spannendes. Wenn einer von euch dabei ist, sagt uns Bescheid. Wir sind megagespannt. ♡ Uli & Manja

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