02•06•2021 ••

Die Buchstaplerin #10

Unsere liebe Corinne ist, wie man unschwer erkennen kann, gerade in den Bergen.

 

Man kann es mit Worten nur schwer erklären, aber die meisten von uns kennen diese unbestimmte Sehnsucht nach den unterschiedlichsten Orten und Landschaften, sei es die Traumstadt, das Meer oder eben die BERGE.

Schon seit jeher zieht es Menschen ins Gebirge - diese gewaltige, urtümliche, raue und wilde Natur übt einen Reiz aus, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Schon im vorletzten Jahrhundert reisten die ersten Touristen in die Alpen zur Kur, zur Sommerfrische und zur körperlichen Ertüchtigung.

„Also Ruhe, Geduld, Mannszucht, messen, essen, liegen, abwarten und Tee trinken.“


Das schrieb der Schriftsteller Thomas Mann, der 1912 für drei Wochen seine Frau Katja im Sanatorium in Davos besuchte und anschließend seine Eindrücke der Schweizer Bergwelt und der dazugehörenden Sanatorien in seinem weltberühmten Roman „Der Zauberberg“ verarbeitet hat.

Aber auch viele andere Autor*innen wählen die Berge als Kulisse ihrer Romane und Erzählungen.Marie Brunntaler hat sich als Kulisse für ihren Roman Piz Palü (Eisele Verlag) ein eindrucksvolles Gebirge im Schweizer Kanton Graubünden ausgesucht. 

Die Geschichte spielt in den 50er-Jahren in dem mondänen, familiengeführten Grandhotel „Arnold“, wo sich die Reichen und Schönen aus Wirtschaft, Film und Fernsehen die Klinke in die Hand geben, denn die Bergluft soll wie ein Jungbrunnen auf Körper und Geist wirken. Auch der Filmstar O.W. Fischer weilt unter den illustren Gästen, um sich von den Strapazen seiner jüngsten Filmprojekte zu erholen. Doch mit der erhofften Ruhe ist es schnell vorbei, als die beiden Kinder spurlos verschwinden, kurz darauf auch noch eine Leiche für große Verwirrung sorgt und Kommissar Tschudi aus Chur mit den Ermittlungen betraut wird …

Familienverhältnisse mit mehr Schein als Sein, eine Fassade, die unbedingt aufrechterhalten werden muss, Charaktere mit den unterschiedlichsten Abgründen, Intrigen, Eifersucht, Neid und Gier lassen den anfänglichen Heimatroman zu einem dramatischen Kriminalfall werden, bei dem keiner der Gäste unbeteiligt bleiben wird. 

Kein klassischer Krimi, sondern vielmehr ein Sittengemälde der 50er-Jahre - spannend, raffiniert, spritzig, mit viel Ironie und dabei ungemein unterhaltsam!!!


„Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns so viel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen.“                        

(Kofi Annan)


Eine beeindruckende Frauengeschichte vom Anfang des letzten Jahrhunderts erzählt die Italienerin Simona Baldelli in ihrer Romanbiografie Die Rebellion der Alfonsina Strada (Eichborn Verlag).

Die italienische Radsport-Ikone Alfonsina Strada (1891-1959) war die einzige Frau, die jemals den berühmten Giro d`Italia gefahren ist.

Aufgewachsen im Norden Italiens unter ärmlichen Bedingungen in einer kinderreichen Familie, „leiht“ sie sich nachts heimlich das uralte Fahrrad ihres Vaters, um sich das Radeln selbst beizubringen und die nähere Umgebung ihres Dörfchens zu erkunden. Schon bald gehört ihre ganze Leidenschaft und Liebe dem Radsport und sie meldet sich trotz väterlichem Verbot zu Rennen an, bei denen sie von Mal zu Mal erfolgreicher wird und verfolgt unbeirrt und mit viel Mut ihr großes Ziel, als Frau am Giro d’Italia teilzunehmen.

Die Autorin Simona Baldelli schreibt über das Leben von Alfonsina Strada so lebendig, mitreißend und empathisch, dass man mit der jungen Frau bei jedem einzelnen, harten Rennen mitfiebert, bei all der Missgunst und dem Hohn, dem sie ständig ausgesetzt ist, mitleidet, und mit ihr in einer reinen Männerwelt mutig für Anerkennung und die Freiheit kämpft, um als Frau ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Ein sehr inspirierendes und realistisches Portrait einer faszinierenden Frau, das zeigt, wie wichtig es ist, für die eigenen Träume und Ziele zu kämpfen.


„Der Alpinismus ist kein Sport, kein Wettkampf, sondern eine Philosophie, eine Lebensform.“

(Cesare  Maestri)


♡♡♡

Und weil wir die Berge sooo lieben, verlosen wir bei @fuckthefalten auf Instagram am 8. Juni drei Exemplare von Simona Baldellis Romanbiografie „Die Rebellion der Alfonsina Strada“. Ganz herzlichen Dank an den Eichborn Verlag


Vom harten Alltag einer Bauernfamilie in Südtirol erzählt Jarka Kubsova in ihrem generationenübergreifenden Roman Bergland (Wunderraum Verlag).

Seit jeher bewirtschaftet die Familie Breitenberger den Innerleithof im bergigen und abseits gelegenen Tiefental:

In den 40er-Jahren - viele Südtiroler Männer sind nicht mehr aus dem Krieg nach Hause gekommen - bewirtschaftet Rosa als junge Frau den Berghof und führt einen ständigen Kampf gegen die karge Bergwelt, bis sie einen Weg findet, sich die Natur zum Freund zu machen.

In den 70er-Jahren fühlt sich ihr Sohn Sepp von den modernen und fabrikähnlichen Neuerungen in der Landwirtschaft völlig überfordert, hat er doch von seiner Mutter einen ganz anderen Ansatz im Umgang mit Tier und Natur mit auf den Weg bekommen.

Heute lebt nun Franziska mit Sepps Sohn Hannes und ihren vier Kindern auf dem Hof und beherbergt neben dem landwirtschaftlichen Alltag Feriengäste, deren Anspruchsdenken von Adjektiven wie „ursprünglich, unberührt und natürlich“ bestimmt wird, und die vor allem hofiert und umsorgt werden wollen. Alles „Original“, aber bitte mit WLAN-Anschluss und Happy Hour!

Kapitelweise wechseln die Zeitebenen und Perspektiven und verknüpfen sich zunehmend zu einem Gesamtbild über die alpine Landwirtschaft der letzten hundert Jahre mit all ihren Vor- und Rückschritten, den Problemen für Mensch und Umwelt, und gleichzeitig ist „Bergland“ eine berührende und sehr liebevoll erzählte Familiengeschichte!


„Wenn Berge da sind, weiß ich, dass ich da hinaufgehen kann, um mir von oben eine neue Perspektive vom Leben zu holen.“

(Hubert von Goisern)


Aber auch für spannenden Nervenkitzel eignet sich das Panorama der Berge:

Marc Voltenauers Kommissar Andreas Auer muss sich in Das Licht in dir ist Dunkelheit (Emons Verlag) auf die Spur eines religiösen Fanatikers machen, nachdem er gerade erst mit seinem Lebensgefährten in die Gemeinde Gryon im schweizerischen Kanton Waadt gezogen ist. 

Auf dem Altar der örtlichen Kirche wird eine grausam inszenierte Leiche mit einem Bibel-Zitat aufgefunden, Kommissar Auer mit seiner Kollegin Kristine Joubert beginnen mit den schwierigen Ermittlungen. Als kurz darauf ein weiteres Opfer samt Bibelspruch auftaucht, ahnt das Duo, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun haben, dessen Vergangenheit den Verbrechen zu Grunde liegen könnte …

Sehr atmosphärisch, düster, manchmal gruselig und immer fesselnd mit einem sympathischen Ermittler-Team und einem Killer, der erschreckende Einblicke in seine Psyche gibt, werden mit diesem Thriller die Schweizer Alpen zum Schauplatz menschlicher Abgründe - eine große Leseempfehlung für alle Krimi-Leser*innen, die gute Ermittlungsarbeit, unerwartete Wendungen, vielschichtige Charaktere und Gänsehaut-Momente suchen!


„Gehen, sich bewegen, auf einen Berg steigen und wieder absteigendas ist eine Parallele zum Leben. So gesehen hat der Berg große Symbolkraft und Bedeutung.“

(Peter Habeler, österreichischer Extrembergsteiger)


Vom Alltag auf der Alm und dem Glück des Einfachen erzählen Karin Lochner und Peter von Felbert in ihrem wunderschönen Bildband Sehnsucht Alm (Bruckmann Verlag).

16 verschiedene Almen, die dort lebenden Menschen, die Besonderheiten der jeweiligen Alm und dazu passende Wandervorschläge werden liebevoll vorgestellt, untermalt von herrlichen Fotos laden sie zum Träumen und Pläne schmieden ein.

Das Weideglück auf der Rehbergalm, die Enzianbrennerei auf der Priesberghütte, die Spuren König Ludwigs II. im Wettersteingebirge, die Naturrodelbahn von der Kesselalm, das Jodel-Diplom auf der Bründlingalm, der Almabtrieb in Mittenwald oder die höchste Almkäserei Oberbayerns lassen sich hier entdecken und machen Lust auf eine Wanderung oder Auszeit auf einer dieser zünftigen Almen, um Ruhe, Natur und Inspiration zu finden.

Grandiose Natur-Fotos, die alle in Deutschland aufgenommen worden sind, zeigt der Bildband German Roamers (DuMont Verlag).

„German Roamers“ sind 14 junge Outdoor-Fotografen, vor allem bekannt geworden durch Instagram, die die schönsten Gegenden Deutschlands in ihren Focus nehmen, um zu zeigen, wie wild und beeindruckend sich die Natur vor der eigenen Haustür zeigt. 

Wenig nachbearbeitete und natürlich wirkende Bilder von Naturereignissen in Ostfriesland, dem Harz, Odenwald, Schwarzwald bis zu den Allgäuer Alpen und vielen weiteren Orten in Deutschland, kombiniert mit spannenden Portraits der jugendlichen Hobbyfotografen, geben einen Blick auf die Vielfalt und Schönheit unserer Heimat und die Kreativität, die daraus entstehen kann.


„Hier oben fühle ich mich frei, ich kann alle Verpflichtungen hinter mir lassen. Am Berg habe ich ein anderes Lebensgefühl als im Tal. Das Bergsteigen ist einfach mein Leben.“

(Gerlinde Kaltenbrunner, österreichische Bergsteigerin)


Die Berge sind wild und unbezähmbar, sie strahlen Ruhe und Stärke aus, die uns im Alltag oft abhandenkommt. Diese Kraft überträgt sich beim Wandern, ihre Erhabenheit rückt die eigenen Befindlichkeiten wieder ins richtige Licht und setzt neue Energie und Kreativität frei.

Ich freue mich, wenn das eine oder andere Berg-Buch euch neugierig macht oder inspiriert!

Wir lesen uns!

Eure Buchstaplerin


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Kommentare

Claudine
04•06•2021
Ich strample seit der Coronazeit fleißig bergauf mit dem Fahrrad und mein Ziel ist es, auch mal einen Alpenpass zu schaffen. Wenn ich nun noch mit der entsprechenden Literatur so richtig einen Motivationsschub erhalte, dann steht dem Plan nichts im Wege. Man sieht eh weniger Frauen, viralem Ü50:-)
FTF, Uli Heppel
06•06•2021
Liebe Claudine, da hast du recht. Umso toller, dass du die Alpen mit dem Radl in Angriff nimmst. Und Alfonsina ist sicher eine tolle Literatur dazu. Viel Erfolg. ♡ Uli

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