16•05•2020 ••

Die liebe Ordnung ... FTF testet ein Online-Ordnungscoaching

Bananenbrot backen oder aufräumen sind die großen Gewinner der Coronakrise. Zumindest sieht das auf Instagram so aus. Nur mich will dieser Aktionismus nicht so richtig packen. Denn eigentlich habe ich mein Leben lang aufgeräumt, sogar ein ganzes Kapitel in unserem Buch dreht sich darum. Aber irgendwie hat sich jetzt eine wahnsinnige Lustlosigkeit zum Thema Aufräumen bei mir breitgemacht. Fühle ich mich da doch relativ wenig unterstützt von meiner Familie. Mein Mann: ein Sammler. Und meine Kinder haben mal einfach kurz ihre Dinge, die sie nicht mehr wirklich benötigen, dagelassen, als sie ausgezogen sind :(

In diese Lustlosigkeit platzt eine Anfrage von Regina aka Schrankflüsterin, die sich in Österreich als Ordnungscoach selbstständig gemacht hat. Ob ich nicht via Onlinecoaching meinen Kellerraum aufräumen will, von dem ich ihr bei unserem ersten Kennenlernen erzählt habe? Und da ich ihr Versuchsobjekt für ein Onlinecoaching bin, würde sie mich auch zu Sonderkonditionen coachen.

Nee, will ich eigentlich nicht, denke ich mir, will eigentlich gerade gar nicht mehr aufräumen. Viel lieber will ich mich der Illusion hingeben, dass das ganze Haus so aufgeräumt ist, wie in unserem Wohnbereich. Ich habe keine Lust mehr, Schulbuchfolie in meinen Händen hin- und herzudrehen und zu überlegen, ob das weg soll oder ob ich damit nicht doch noch etwas Kreatives anstellen kann. Außerdem habe ich in den letzten Jahren wirklich eine Abneigung gegen Wertstoffhöfe entwickelt.


Denn ich sehe jedes Mal eigentlich nur noch die Ausmaße unserer Wegwerfgesellschaft.


Und es macht mich dann wirklich schlecht gelaunt, eben auch ein Teil von dieser zu sein.

Trotzdem: Weil eben Coronazeit ist, und weil diese Zeit mir auch den Freiraum gibt, habe ich mich selbst überredet, meiner Ordnung noch einmal eine Chance zu geben. Letztlich ist es ja auch total spannend, wie ein Onlinecoaching überhaupt funktioniert:

Das Ordnungscoaching kann beginnen:

Tag 1:

Regina hatte mich im Vorfeld gebeten, ihr den Grundriss des Raumes und Fotos der jeweiligen Problemzonen zu schicken. Tatsächlich ist unser Kellerraum auf den ersten Blick gut organisiert und enthält halt einfach die Dinge, die man so im Keller verstaut: Christbaumschmuck, Bräter, die nur selten in der Küche benötigt werden, Strandspiele, Schlafsäcke und Koffer etc. Ihr kennt das.

Aber es gibt auch noch die Wahrheit hinter den Türen. Und die besprechen wir per Zoom-Konferenz. Wir gehen Schrank für Schrank durch. Ich finde es extrem hilfreich, dass Regina jedem Schrank ein Thema zuordnet. Der Vorteil eines Online-Ordnungscoaching: Ich muss nicht alle Problemzonen zeigen :)).


Ein bisschen Mogeln ist also möglich.


So ist ein Ordnungscoaching via Online deutlich angenehmer als ein Ordnungscoach vor Ort. Denn wieviel du von deiner Unordnung zeigst, kannst du ja bestimmen.

Tag 2:

Von einer Versandaktion habe ich noch 10 Papprollen im Keller. Auf Anraten der Schrankflüsterin, der ich von meiner Abneigung, Dinge wegzuwerfen, erzähle, stelle ich diese mit einem Schild „Zu verschenken“ vor die Türe. Zumindest 2 Rollen haben einen neuen Besitzer gefunden. Der Geschenkpapierschrank ist schnell in Ordnung gebracht. Auch der Schuhschrank ist eine leichte Übung. Ich sortiere 3 Paar Schuhe aus. Regina rät mir, diese vorübergehend in einer Umzugskiste mit Datum zu verstauen. Solange eben, bis die entsprechenden Abgabestellen für Kleidung wieder geöffnet haben. Wenn die Kiste in einem halben Jahr noch dasteht, kommen die Schuhe in den Altkleidercontainer.

Und in einer Erinnerungskiste habe ich schon einmal gestöbert - und was habe ich gefunden?


Einen alten Zeitungsartikel anno 1988 (links im Bild: Sabine, rechts im Bild: Uli)


Tag 3:

Stolz schicke ich Regina meine aufgeräumten Zonen per WhatsApp und bei unserer zweiten Zoom-Konferenz besprechen wir, wie es weitergeht: Ich habe ein Nähwägelchen im Keller stehen und Kleidung, die ausgebessert gehört. Außerdem eine Nähmaschine. Der nächste Plan ist also, die Nähsachen zu ordnen, die Kleidung auszubessern und Schrank Nummer 7 in einen Erinnerungsschrank zu verwandeln.

Tag 4:

Corona nervt und ich bin absolut ohne Drive. Prokrastiniere den ganzen Tag vor mich hin. Das Nähzeug bleibt liegen. Nichts geht weiter.

Tag 5:

Mein nächster Termin naht und obwohl ich immer noch coronalustlos bin, hole ich meine Nähsachen nach oben, sortiere sie. Ich schaffe es tatsächlich, meine Nähmaschine anzuwerfen und meine Kleider auszubessern. Nur leider ist in meiner Ausbesserungskiste auch Kleidung, die ich eigentlich verkaufen will. Heißt: die muss fotografiert und bei Kleiderkreisel hochgestellt werden. Boah, keine Lust!!! So verschiebe ich mein Date mit Regina von Tag 6 auf Tag 7.

Tag 6:

Ich erledige nichts.

Tag 7:

Wie vor einer Prüfung in der Schule, komme ich in allerletzter Sekunde aus dem Quark. Mit der Schrankflüsterin bin ich per Zoom um 11 Uhr verabredet. Ich stelle mir den Wecker auf 6.30 Uhr, um Schrank Nummer 7 noch vor unserer Verabredung geordnet zu bekommen. Ich wusste gar nicht, dass ich noch Steuerordner von 2006-2010 im Keller hatte. Diese gehen zu lassen fällt mir nicht schwer. 

Anders sieht es bei der Fotokiste mit den Kinderbildern aus. Eigentlich sind alle Kinderjahre inzwischen in Fotoalben verklebt, bzw. in Fotobüchern gedruckt. Und diese Fotos der Kinder sind sozusagen die letzten Reste und könnten somit weg.

Aber ich schaffe es nicht. Aus Sentimentalität. Ich kann doch die süßen Bilder meiner Kinder nicht einfach in den Müll werfen. 2 Stunden später haben dann auch die Kinderzeichnungen Platz gefunden im Erinnerungsschrank. 

Denn ein Motto hat Regina von Marie Kondo übernommen:


Es heißt nur nicht „Does it sparkle?“, sondern „Bereitet es dir Freude?“


Und stellt euch das noch in gemütlichem Österreichisch gesprochen vor. Und so dürfen die Kinderfotos auch von Reginas Seite hier bleiben. Rausgeflogen sind eine Menge alter Broschüren, die ich mal für Kunden gelayoutet hatte. Die „sparklen“ ja auch nicht ;)

 

Tag 10:

Heute steht unsere Abschlussberatung an. Beim letzten Zoom-Meeting hatte Regina mir drei Schränke als Hausaufgabe gegeben. Ohne Druck geht bei mir nichts ;). Der Wecker ist wieder auf 6.20 Uhr gestellt, denn um 10 Uhr wollen wir zoomen. Regina meinte, dass die Schränke in jeweils einer halben Stunde aufgeräumt seien. Das reicht leider nicht ganz. Aber ich schaffe es. Kurz vor 10 Uhr bin ich fertig. Der Weihnachtsosterschrank ist wieder tippe toppe. Kaputte Weihnachtskugeln, zersprungene Ostereier sind aussortiert. Der Taschen, Freizeit- und Spieleschrank hat jetzt wieder Platz. Allerdings ist noch einmal eine ganze Kiste an aussortierten Dingen angefallen. Rucksäcke, Handtaschen der Kinder, die sie nicht mehr benützen und sonstiger Kleinkram.

Die stellt mein Mann am selben Tag in der Stadt vor seine Bürotür. Und … nach kurzer Zeit ist alles weg. Auch die letzten 8 Papprollen, die in unserer ruhigen Wohnortstraße keiner haben wollte. Nur ein kleiner Kinderrucksack bleibt über und der kommt jetzt in den Erinnerungsschrank.

Die Schrankflüsterin hatte mich übrigens vorgewarnt:


Wenn man einmal anfängt, dann fallen einem immer wieder neue Bereiche im Haus ein, die es verdient haben, noch einmal genauer angeschaut zu werden.


Dafür habe ich mich jetzt übrigens mit einem Miniabo bei ihr belohnt, und habe damit schon einmal meinen Geschirrschrank im Wohnzimmer sortiert. Denn jetzt habe ich ja Platz im Keller für die Tischwäsche, die sich nicht besonders hübsch in einem Glasschrank macht.

 

Fazit:

Ein Online-Ordnungscoaching ist wunderbar für Menschen geeignet, die Scheu haben, einem Fremden zu zeigen, wie es wirklich hinter ihren geschlossenen Türen aussieht. Denn du bestimmst, was du zeigst. Und es ist für Leute wie mich, die kleine Unordnungszonen in ihrer Wohnung haben, aber einfach zu bequem oder zu unstrukturiert sind, um diese anzugehen. Und auch für die, die einfach mal einen Tritt in den Hintern brauchen.

Auch wenn Regina immer verständnisvoll bleibt und sagt, dass sie ja keinen zwingt, ist es wie beim Lauftraining.


Mit einem Trainer ist man einfach ein bisschen konsequenter und fordert sich mehr …


Und die Freude an der Ordnung hinterher ist groß. Versprochen!

Wie lange die Ordnung anhält, kann ich euch nicht sagen, aber egal … dann buche ich mir halt wieder ein Miniabo bei Regina aka die Schrankflüsterin (Hier gehts zu ihrer Website).

 

Kommentare

Regina Halbauer
18•05•2020
Liebe Sabine! Danke für den tollen Artikel. Eigentlich war ich bis vor Kurzem immer persönlich mit meinen Kunden zugange. Habe aber vor einigen Wochen ( C.... bedingt, meine erste Online Beratung gestartet, und genau das festgestellt was Sabine beschreibt. Die Kunden sind oftmals entspannter, wenn ich nicht gleich ins "Allerheiligste" vorpresche. Weil ich ja schon ziemlich alles sehe. Und da muss man schon bereit dazu sein. Nicht das ich alles berede, nein das tu ich niemals... Aber ( berufsbedingt.. :-)) sehe ich schon (fast) alles. Umso angenehmer die Ferneberatung : Man zeigt was man zeigen will... Letzte Woche kam der Anruf einer Stammkundin: ob ich denn jetzt nur mehr Online...?? Und überhaupt:" Sie kann viel besser ausmisten, wenn sie "meinen heißen Atem im Nacken spürt". Dem ist nichts hinzuzufügen... Danke, das ich in deinem Keller zu Gast sein durfte. Und im Büro, und im Wohnzimmer... Und wenn ich das nächste Mal wieder in München bin, red ma weiter... :-) :-) :-) Regina Ganz liebe Grüße aus Wien Regina
FTF, Sabine Fuchs
18•05•2020
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Danke für deine Unterstützung. Jetzt finde ich wieder alles :) See you in Vienna :)) LG Sabine
FTF, Sabine Fuchs
18•05•2020
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Danke für deine Unterstützung. Jetzt finde ich wieder alles :) See you in Vienna :)) LG Sabine

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