Kopf hoch! – Die Gesundheitskolumne von FTF #6
Unserer Gesundheitskolumnistin Gabi machen die Wechseljahre zu schaffen, vor allem die Gewichtszunahme. Soll sie sich mit ihrem neuen Gewicht anfreunden?
Wie auch immer: Kopf hoch, Brust raus, Bauch rein ...

Ich konnte meinen Bauch immer suuuuper einziehen - bis November 2023. Ich weiß es so genau, weil exakt in diesem Monat zwei ultrafiese Wechseljahresbeschwerden voll bei mir zuschlugen: Hitzewallungen der extremen Art mit Schweißfluten im Gesicht während Meetings in klimatisierten Räumen.
Und das totale Herunterfahren meines Stoffwechsels, was zu extremer Gewichtszunahme vor allem an Bauch, Beine, Po führte - ok: in Gesicht, Armen und Rücken ebenso.
Mein Hausarzt meinte lapidar: 10-15 % Gewichtszunahme sind völlig normal in den Wechseljahren.
Essen Sie weniger, bewegen Sie sich mehr - und akzeptieren Sie den Rest. Mein Stoffwechsel war aber leider schon immer eine „lame duck“ und der Schweinehund schon immer mein treuester Begleiter. Ergo war ich noch nie ein schlankes Reh, sondern hatte schon immer Kleidergröße 42 (ein Traum) bei 75/80 Kilogramm und 178 cm Körpergröße - und habe mich total wohl gefühlt damit. Im November 2023 trug ich Größe 44 und jetzt im Mai 2025 Größe 48. Etwas, was ich NIEMALS für möglich gehalten hätte. BMI über 30.
Die Waage am Anschlag … und gefühlt kein Ende
in Sicht.
Keine Kohlehydrate, weniger Alkohol, regelmäßig Sport (aka überhaupt Sport), mehr Wasser trinken … ich nehme an, das alles würde helfen. Aber ich bringe nicht die Energie dafür auf. Ich habe einen fordernden Vollzeitjob, einen etwas schwierigen Hund, viele Freunde und ein hohes Bedürfnis nach Erholung. Ich sitze gerne am Balkon mit einem Aperol Spritz und ich lasse mich gerne bekochen. Und mich zu etwas zu zwingen (Sport) hat bei mir noch Endorphine frei gesetzt. Was soll ich nur tun?
To be honest: Ich bin innerlich zerrissen und das Thema Gewichtszunahme, Fettschürze am Bauch und Ringe am Rücken beschäftigt mich mehr als mir lieb ist.
Die eine Seite in mir denkt allen Ernstes über die Abnehmspritze nach und schämt sich ein bisschen, weil ich bis auf ganz wenige Ausnahmen sowohl im Berufsleben als auch im Privatleben von „Normalgewichtigen bis eher dünnen Menschen“ umgeben bin. Ich denke, die anderen denken, ich habe ein psychisches Problem und/oder ich sei undiszipliniert und faul.
Auf der anderen Seite steht der Trotz.
Ich als alte Feministin habe jahrzehntelang Body Positivity gepredigt, mache am liebsten FKK und habe mich trotz Hängebusen, Schwangerschaftsstreifen und Cellulitis immer sexy gefühlt. Aufgrund meiner Kleidergröße bin ich Online-Shopperin der ersten Stunde und finde selbst bei Ulla Popken coole Klamotten (okay, da muss man schon lange suchen). Es gibt zum Glück Plus Size Mode fast überall, außer in den Läden in der Stadt, und leider meistens eher fast als nachhaltig. Also Klamotten sind nicht mein Problem.
Ich selbst habe ein Problem damit, dass ich ein Problem mit meinem Gewicht habe.
Ich würde gerne darüber stehen, ich möchte, dass es mir egal ist. Ich möchte selbstbewusst sagen und denken: Ich bin dick, na und?
Besser dick als doof.

Unsere Kolumnistin
Gabi, Jahrgang 67, ist …. Mutter eines erwachsenen Sohnes, langjährige Freundin von Sabine, Mediationsanleiterin, Organisatorin vieler Freund:innen-Events, Bewegungsmuffel (leider), Griechenland-Aficionada, Ratgeberin in Gesundheitsfragen aller Art (zum Leidwesen vieler auch ungefragt), Team Strandurlaub, Sundowner-Genießerin, Theater-Fan … und Hobby-Kolumnistin.
© FTF, Sabine Fuchs und Ulrike Heppel
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Kommentare
Der Artikel ist mir aus dem Herzen geschrieben! Ich fühle 1 zu 1 mit und habe genau das gleiche erlebt. Wir sind viele aber es findet in der Öffentlichkeit nicht wirklich statt.
Gestandene Frauen die sich aufgrund der körperlichen Veränderung klein gemacht fühlen.
Liebe Grüße
Manuela
Toll, endlich mal angesprochen wie es tatsächlich ist. Fühle mich nur von dünnen super sissehrnden Frauen umgeben. Wo istbmei feministischen Kampfgeist?
Was für ein ehrlicher Beitrag, ich persönlich finde mich in einigen Punkten wieder und das tut einfach gut zu lesen, dass ich damit in Gesellschaft bin, herzlichen Dank dafür, LG Kathrin
Ja, was ist nur mit uns los? Warum nicht einfach drüber stehen? Ich färbe seit Jahren meine Haare nicht mehr, bin schön meliert am Kopf und finde es super, aber die Bauchrolle nervt mich bei jedem Blick in den Spiegel. Und nun, was kann man da machen?
Liebe Alle,…. Auch mir geht’s so. Ich müsste mich kasteien um diese blöden Pfunde wieder weg zu bekommen, obwohl ich immer ein aktives Leben geführt habe. Aber ist das Leben dann noch lebenswert? Und warum trifft es nur einige und viele in meinem Umfeld auch nicht?
Aber….. ich bin gesund es geht mir gut. Ist ja schon mal was 😉
Liebe Grüße, Christiane
Was soll ich sagen. Ich war immer sportlich und das sehr gerne. Ich habe immer auf mein Gewicht geschaut und eigentlich meist damit gestruggelt. Im Großen und Ganzen war ich aber zufrieden. Als ich 60 wurde hatte ich über 12 Jahre mehr oder weniger schlimme Phasen der Wechseljahre durchlebt und durchlitten. Mit 61 hatte ich das Gefühl mein Körper hat gedacht Uups, da war doch noch was, das ich oben drauf legen muss, so von wegen Wechseljahre und quasi über Nacht schwupps war er da der Bauch und es macht unglaublich Mühe ihn einzuziehen. Ein paar Kilos kamen auch dazu und jetzt, mit fast 64 fühle ich mich wieder total verunsichert. Schwanke zwischen, Mensch du hast zwei Kinder geboren, bist Oma, aktiv wie eh und je und und und.. ist also alles paletti UND oh mein Gott, ich mag mich so einfach nicht leiden. Es ist zum auswachsen. Wo bitte ist die vielzitierte Gelassenheit des Alters?
Aber sowas von genau so! Eigentlich total okay mit mir und dem Neuspeck und dann wieder doch nicht. Immer diese mitschwingende Angst, dass es noch mehr wird, aber „aktiv etwas dagegen tun“ ist eben auch nicht.
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