10•03•2022

Ziemlich beste Freundinnen

Gerade weiß ich Freundschaften sehr zu schätzen. Das Gefühl, in diesen schweren Zeiten nicht alleine zu sein, hilft mir ungemein. Neben der Familie gehören beste Freundinnen und Freunde zu den wichtigsten Bezugspersonen in unserem Leben. Dabei ist es egal, ob wir sie schon aus Schul- und Kinderzeiten kennen oder erst seit einigen Jahren. 


Freundschaften wachsen nicht von alleine, wir müssen sie pflegen und das immer wieder aufs Neue. Aber wenn wir sie haben, diese „beste Freundin“, dann ist das ein unglaubliches Geschenk.


Ziemlich beste Freundinnen

Sabine und ich kennen uns jetzt schon seit über 35 Jahren. Wir haben uns damals im Studium kennengelernt und waren fast vom ersten Tag an beste Freundinnen. Wir haben uns nach dem Studium, in dem wir wirklich unzertrennlich waren, auch mal eine ganze Zeit aus den Augen verloren, weil uns unsere Leben einfach in ganz unterschiedliche Richtungen verschlagen haben – aber wir haben uns wiedergetroffen und praktisch nahtlos da weitergemacht, wo wir aufgehört hatten.

In unserem Buch Fuck the Falten – wild bleiben statt alt werden haben wir unserer Freundschaft ein Kapitel gewidmet und uns gegenseitig einen Brief geschrieben. Und weil ich eben finde, dass eine beste Freundin gerade jetzt so immens wichtig ist, möchte ich an dieser Stelle meiner Dankbarkeit für unsere Freundschaft Raum geben und hier einen Auszug aus unseren Briefen veröffentlichen ...

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Liebe Sabine, 

da sitzen wir nun im Café und überlegen beide, wann wir uns das erste Mal bewusst wahrgenommen haben. Klar, es war am Tag unserer Aufnahmeprüfung für das Designstudium. Und unter all den 80 Prüflingen bist du mir sofort aufgefallen. Du warst einfach eine coole Socke und ich weiß nicht mehr, wer wen zuerst angesprochen hat, aber wir kamen ziemlich schnell ins Gespräch. Und ich weiß noch, dass ich dich wahnsinnig toll fand. Du warst unglaublich inspirierend und irgendwie hast du mich gefesselt, übrigens ein Zustand, der auch heute noch so ist. Aber dazu später. 

Und ich erinnere mich an das Glücksgefühl, als ich dich am ersten Tag unseres Studiums in der Menge entdeckt habe und mir dachte: „Gott sei Dank, sie hat es auch geschafft.“ Ab diesem Tag waren wir praktisch unzertrennlich. Wir haben nahezu die gleichen Fächer belegt, unsere Projekte diskutiert, stundenlang telefoniert, um uns dann doch noch zu treffen. Wir hatten die gleichen Vorlieben für Kekse und Saft und die gleiche Abneigung gegen was auch immer. Wir fanden die gleichen Professoren doof und liebten beide die Aktzeichenkurse. In Summe: Wir verbrachten eine wundervolle Studienzeit. Du warst ständig bei mir und ich war ständig in deiner WG. Ich frage mich heute noch, warum wir eigentlich nicht zusammengewohnt haben?

Ich finde es bis heute faszinierend, wie unglaublich kreativ du bist, wie du vor Ideen sprühst und ständig neue Ansätze findest. Wie du es wieder und wieder schaffst, mich zu begeistern und nicht nur mich. Wenn du zur Tür hereinkommst und als erstes sagst: „Uli, ich habe eine suuuper Idee ...“, dann weiß ich, jetzt kommt wieder was.

Und noch etwas schätze ich so sehr an dir. Ich liebe es, mit dir Gespräche zu führen. War immer klasse und ist es noch. Wir sind ganz sicher nicht immer einer Meinung, aber ich finde unseren Austausch wahnsinnig anregend. Und ich bewundere deine Gabe, mit jedem und allen in einen Dialog zu gehen. Du hast zu allem eine Meinung und einen Standpunkt und das macht es unglaublich spannend.

Nachdem wir noch eine sehr intensive Diplomzeit hatten, haben sich unsere Wege erst einmal getrennt ...


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Boaaah, liebe Uli ...

So schön deine Worte, dass ich sie mir am liebsten auf DinA1 vergrößern möchte und aufhängen. :)) Denn Großes haben wir schon immer geliebt, aber dazu später.

Was ist es, das langjährige Freundschaften am Leben erhält? Ich denke, es gehört die Gabe dazu, vergeben und vergessen zu können. Und darin bist du ganz große Klasse: Das hast du bewiesen, als ich mich nach über zehn Jahren Sendepause bei dir wieder gemeldet habe. Kein Wort des Vorwurfs, eher Freude, pure Freude. 

Warum unsere Freundschaft damals in die Sendepause ging? Mir ist das Leben dazwischengekommen. Ich hatte meine erste Tochter bekommen, bin sozusagen zwischen all den Windeln und den Emotionen im Chaos versunken und habe mich irgendwann einfach aus schlechtem Gewissen dir gegenüber nicht mehr gemeldet. Zu oft hatte ich nicht auf deine Anrufe geantwortet, die du während meiner Stillsequenzen und Babygeschrei auf den Anrufbeantworter gesprochen hattest. Bis ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wie ich mich jetzt wieder melden sollte. Wie ich mich erklären sollte. Und so sind tatsächlich fast zehn Jahre ins Land gegangen, bis du mir auf Facebook als Freundschaftsvorschlag gezeigt wurdest. Es war eigentlich kein Zufall, denn aus irgendeinem Grund wusste ein Algorithmus im Silicon Valley besser Bescheid über den Rhythmus unseres Lebens als wir selbst. Und dann hatte ich auf einmal wieder den Mut. Zu verbunden war ich innerlich mit dir, dass es mich nicht mehr interessiert hätte, wie dein Leben weitergegangen war.

Ich erinnere mich noch, wie furchtbar aufgeregt ich war, als ich dich als Freundin bei Facebook angefragt habe. Und wie erleichtert ich war, als du diese virtuelle Freundschaft angenommen hast. Vier Wochen später haben wir uns das erste Mal persönlich getroffen, und sofort konnten wir wieder ohne Unterlass sprechen. Wir haben tatsächlich einfach da weitergemacht, wo wir Jahre zuvor aufgehört hatten – vielleicht ein bisschen vorsichtiger deinerseits, aber immer noch hattest du dieses große Herz und das Interesse für die Geschichten anderer Menschen. Und das ohne zu bewerten ...


Wollt ihr unsere Briefe zu Ende lesen?

Dann gibt es die in voller Länge in unserem Buch „Fuck the Falten – wild bleiben statt alt werden“. 

Ihr könnt das Buch bei uns mit Signatur und einer persönlichen Widmung für euch oder eure beste Freundin bestellen im Fuck the Falten Shop.

Erschienen ist es bei Gräfe und Unzer für € 16,99.


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Kommentare

Manuela

Jaaa, ich habe auch eine beste Freundin und sie ist wahrlich das beste Geschenk.Gefunden haben wir uns durch unsere Kinder, die inzwischen 36 Jahre alt sind.
Natürlich gab es auch Zeiten in denen man sich nicht so nahe war aber wie haben uns nie aus den Augen verloren. Unsere Freundschaft ist über die Jahre so gewachsen, dass ich sagen kann wir sind eine Familie.

Liebe Manuela,
da hast du ja eine ähnlich lange Freundschaft wie Sabine und ich, wie schön. Ich finde auch, das hat was von "Familie". Habt weiterhin eine schöne Zeit. ♡ Uli

Doris Rasevic-Benz

Liebe Uli, liebe Sabine,

Freundinnen sind das Beste auf dieser Welt.
Ich bin immer schon von guten und besten Freundinnen umgeben gewesen. Meine erste beste Freundin war Petra. Wir haben im selben Haus gewohnt, sind zur selben Zeit eingeschult worden, haben dieselbe Klasse besucht … bis unser Umzug und der Schulwechsel uns getrennt haben. Mit ihr habe ich Freundin gelernt und sie bleibt immer unvergessen. (Haben uns nach 48 Jahren wiedergetroffen und aus ihr ist eine tolle Frau geworden.) Dann die Freundinnen, die mich über ein paar Jahre begleitet und bereichert haben, Antje, Gaby, Doris, Biggi, Martina, Claudia, Karin, Angie, Petra, (zu viele, um sie alle aufzuzählen) … und meine jahrzehntelange Busenfreundin Marion. Mit ihr bin ich eine Jugendliche geworden und dann eine Frau. Allerbeste Freundin für die Ewigkeit, auch wenn sich unsere Weg getrennt haben. Und jetzt meine Freundinnen Lis, Tina und Antonia, die mir Schwestern geworden sind. Meine Schwester Nadja ist meine beste Freundin – vom ersten Atemzug an. Und ein paar Frauen, mit denen ich mich einfach sehr verbunden fühle, die ich soooo sehr mag und denen ich auf ewig treu sein werde, auch wenn wir unser Leben nicht gemeinsam verbringen. Lauter Wahnsinns-Frauen begleiten mich durch das Leben. Klar, es gab auch ein paar Frauen, die mich schwer enttäuscht haben. Aber die guten Zeiten mit ihnen schätze ich bis heute. Ich habe echt Glück gehabt. Ich liebe Euch.

Liebe Doris,
wie schön, das du gleich so viele tolle Frauen um dich hast. Das finde ich ganz großartig. Pflege sie doch auch weiterhin so gut, deine Freundschaften. ♡ Uli

Angelika

Ihr "lieben Freundinnen", was für ein berührendes Thema....
Habe ich doch eure Seiten in eurem Buch verschlungen, so viele Seiten, in denen ich mich immer wieder angesprochen, berührt und getröstet fühlte. Gibt es doch so vieles was sich überall im Leben wiederholt.
Ja, Freundschaft----für mich ein sehr hohes Gut, gepflegt, gelebt und auch verloren...
Eine Freundschaft seit dem 18. Lebensjahr, zusammen sitzen in der Berufsschule, Trauzeuging am Altar, Patentante der Tochter, Zuhörerin, Trösterin, helfende Hand und immer gewartet auf die geplanten Ideen..... zusammen ein Wochenende wegfahren, Städtetour machen, ach einfach zus. radeln, walken, ins Theater gehen... was habe ich mir nicht alles vorgestellt. Die Umsetzung gestaltete sich schwierig, entweder die Kinder, oder die Mutter, oder der Mann oder-----oder----oder.
Mir war gar nicht bewusst, dass die Vorstellung von dieser Freundschaft eine andere war, als von ihr. Erst vor einigen Monaten habe ich es mir eingestehen können, dass ich diejenige war, die immer am Band gezogen und die andere mitgenommen hat.
Das Band habe ich nicht zerschnitten, wieder angeboten und warte seit 4 Wochen auf Antworten.....

Eine andere Freundschaft mit einer älteren Freundin wurde im Nov. letzten Jahres nach 25 Jahren, durch eine plötzliche Lungenentzündung mit künstlichem Koma, einfach aus den Angeln gehoben.
8 Tage vorher noch im Krankenhaus besucht, erzählt...verabschiedet - ohne zu wissen, es war das letzte gemeinsame Gespräch. Sie war eine große Schwester und manchmal ein Teil Mama für mich, eine tröstende, liebevolle Hand für mich.
Sie hatte mit Anfang 40 schon einen Schlaganfall, später Krebs gehabt. Bin den Weg mit ihr gegangen, haben das gemeinsame Hobby -Patchwork- weiter gelebt. Für sie immer eine Möglichkeit wieder Freude zu haben, Ablenkung zu den gesundheitlichen Einbrüchen. Nun habe ihr Mann und ich vor 14 Tagen die Hobbykisten durchgeräumt, habe das "Erbe" angetreten und die Schätze mit nach Hause genommen.
Wenn ich die Kisten aufmache, erlebe ich unsere gemeinsame Zeit in den Stoffen wieder, der Beginn einer intensiven Freundschaft vom ersten Stoffstück bis zur Tagesdecke, die ich 14 Tage vor Einlieferung ins Krankenhaus für sie fertig gestellt hatte...

Danke für diese Möglichkeit des Teilens, ich glaube ihr seid die richtigen dafür
Herzlichst Angelika

Liebe Angelika,
was für berührende Geschichten und wir danken dir ganz herzlich, dass du sie hier so offen mit uns teilst. Gerade jetzt wird uns doch allen immer wieder bewusst gemacht, dass die Menschen und Freunde um uns herum so unglaublich wichtig sind. Und oft merken wir das erst, wenn wir sie nicht mehr um uns haben. Wir hoffen sehr für dich, dass du das Band wieder zusammenknüpfen kannst, denn das Zusammenrücken ist genau jetzt ein ganz großer Halt für uns alle. Wir grüßen dich aus vollem Herzen... ♡ Uli

Angelika

Antwort auf von FTF, Uli Heppel

Danke für die lieben Wünsche...
meine Tür ist offen, Hilfe und Unterstützung angeboten...mehr kann ich nicht machen und übe mich in Geduld.
Mal sehen, was die Zeit bringt...

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