16•01•2025

Mein Shopping Detox Jahr

Und auf einmal war mir klar: Ich werde ein Jahr lang meinen Schrank nicht weiter strapazieren und auf den Kauf neuer Kleidung verzichten – ein Jahr lang! Und ich werde mich mit dem bestehenden Material auseinandersetzen – ein Jahr lang! Mein Shopping-Detox-Experiment im Rückblick.


Der Januar ist ja bekanntlich der Monat für die guten Jahresvorsätze, oder etwa nicht? Per se bin ich allerdings kein Freund der guten Vorsätze, weil man sie meist doch nicht einhält und dann auch noch ein schlechtes Gewissen hat. Und wozu braucht man einen Januar, um Dinge zu ändern, die sich doch auch in jedem anderen Monat des Jahres ändern lassen. Nun ja, wie auch immer …
Im Dezember vorletzten Jahres stand ich also an Silvester vor meinem Kleiderschrank mit dem üblichen „Was-ziehe-ich-an-Silvester-an-und-natürlich-gibt-es-nichts-Passendes!“ Dabei ist mein Kleiderschrank wirklich gut gefüllt! Nein, eigentlich ist er viel zu voll. Voll bis obenhin und trotzdem finde ich oft nicht das passende Outfit. Und auf einmal war mir klar, das muss und will ich ändern, ich werde im nächsten Jahr meinen Schrank nicht weiter strapazieren und auf den Kauf neuer Kleidung verzichten – ein Jahr lang!
Und ich werde mich mit dem bestehenden Material auseinandersetzen – ein Jahr lang!

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Schrank


Da ich mich aber auch gut kenne und ich mir so gar nicht sicher war, ob ich das auch durchhalte (schon alleine das ist erschreckend), habe ich mein Vorhaben erstmal nicht nach außen getragen. Wer will denn schon zugeben, dass er an so einem „banalen“ Experiment gescheitert ist? Also ich nicht! Deshalb dachte ich mir, erstmal Füße stillhalten und schauen, wie es sich so anlässt.
Natürlich ist und war das kein bahnbrechendes neues Experiment – schon klar – aber für mich war es eine Challenge. 
„Shopping-Detox“, uns allen ein Begriff, sollte etwas sein, was mein Leben verändern würde. Naja, vielleicht nicht gleich mein ganzes Leben, aber doch meine grundsätzliche Einstellung und vor allem auf mein Kaufverhalten. 


Die Zeit war nicht immer leicht, aber rückblickend kann ich sagen, dass es doch in vielerlei Hinsicht eine sehr spannende Erfahrung war, die ich gerne teile. Ein Jahr ohne Konsum, vor allem von Fast Fashion, hat mein Kaufverhalten nicht nur nachhaltig verändert, sondern auch zu mehr Achtsamkeit und Zufriedenheit geführt.

Warum ich mich für ein Shopping-Detox entschieden habe:

Die Entscheidung kam nicht so ganz plötzlich. Die Silvester-Erfahrung war nur noch ein letzter Auslöser. Ich bin nämlich eine dieser Belohnungs-Shopperinnen. „Ooooh, heute geht es mir gar nicht gut, da muss ich mir was Gutes tun“ – oder „Endlich wieder was geschafft, da muss ich mich aber jetzt belohnen“ – oder „Ah und nächste Woche für dieses Meeting brauche ich dringend noch ein cooles Outfit, sonst kann ich gar nicht richtig präsentieren“. So oder so ähnlich hörte sich das oft bei mir an. Und ich habe mich überflutet gefühlt von den ständigen Angeboten und der Verlockung, zum Beispiel bei Sales zuzuschlagen oder dem neuesten Trend hinterherzujagen. Und so füllte sich mein Kleiderschrank mit vielen Klamotten, die ich nicht selten nur einmal anzog und die dann in einen hinteren Winkel des Schranks abtauchten. 


Ich wollte diesen wirklich „radikalen“ Schritt nun wagen! ;-)


Ein Jahr ohne neue Kleidung – das schien mir jetzt mal eine spannende Herausforderung. Ich wollte herausfinden, wie es sich anfühlt, sich von den Zwängen der Fashion-Industrie zu befreien und einen bewussteren Umgang mit Kleidung zu entwickeln. Und ich wollte herausfinden, wie es sich anfühlt, Dinge zu tragen, die ich wirklich mag und schätze, anstatt ständig Neues zu kaufen.

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Weckruf

Die ersten Wochen: Aufräumen und Entrümpeln

Zu Beginn meines Shopping-Detox-Plans habe ich mich erstmal meinem Kleiderschrank gewidmet. Es ist schon erstaunlich, wie viele Kleidungsstücke sich da angesammelt hatten, die ich nie oder nur sehr selten getragen habe. Ein echter Weckruf! Ich begann, mich von allem zu trennen, was ich nicht mehr brauchte: alte T-Shirts, unpassende Jeans, ausgewaschene Pullover. Einige Teile habe ich verkauft, andere verschenkt und ein paar Dinge habe ich einfach recycelt. Dieser Prozess war schon mal unglaublich befreiend. Es fühlte sich an, als ob ich nicht nur meinen Kleiderschrank, sondern auch mein Leben ein Stück weit entrümpeln würde. 
Gleichzeitig musste ich mich schon immer wieder zusammenreißen, nicht einfach in den Laden zu gehen und mir etwas Neues zu kaufen, wenn ich das Gefühl hatte, „nichts zu haben“. Am Anfang war es eine Herausforderung, dem Konsumdruck zu widerstehen. Aber mit der Zeit begann ich, neue Wege zu finden, mich mit meiner Garderobe auseinanderzusetzen.


Und ich kann sagen, es ist immer noch Luft nach oben und weiteres Aufräumen, sich trennen und Entrümpeln stehen ganz klar auf meiner To-do-Liste für das kommende Jahr!


Der Wendepunkt: Mehr Bewusstsein für meine Kleidung

Ich gebe zu, die ersten beiden Monate waren tatsächlich etwas zäh. Ich machte einen großen Bogen um meine Lieblingsläden, damit ich gar nicht erst in Versuchung käme. Aber nach etwa drei Monaten fing ich an, die ersten positiven Veränderungen zu bemerken. Ich hatte meine Gewohnheit, mich mit Kleidung zu belohnen, bereits gut im Griff, und was viel wichtiger war: Ich begann, meine vorhandenen Kleidungsstücke mehr zu schätzen. Denn ohne Zweifel gab es hier ja einen wirklich großen Fundus. Es war einfach ein bisschen Kreativität gefragt, um neue Kombinationsmöglichkeiten zu entdecken, ohne etwas Neues dazuzukaufen.
Ich stellte fest, dass ich nicht ständig neue Klamotten brauchte, um mich gut zu fühlen oder um „up-to-date“ zu sein. Stattdessen entwickelte sich fast eine Art „Wertschätzung“ zu dem, was ich bereits besaß. Ich begann, mehr über Materialien und Qualitäten nachzudenken und darüber, wie ich meine Kleidung besser pflegen könne, um ihre Lebensdauer zu verlängern, oder wie ich einem vorhandenem Teil ein Upcycling geben konnte, um ihm eine zweite Chance zu verpassen. Ich wusste plötzlich, wie wenig ich wirklich brauchte, um stilvoll und zufrieden zu sein. 
Selbst für eine Hochzeit hatte ich mit ein bisschen Phantasie das passende Outfit im Schrank!

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Hochzeitsoutfit

Das Jahr ohne Shopping: Freiheit und finanzielle Entlastung

Das Jahr nahm Fahrt auf und brachte einiges an Veränderungen mit sich. Ich hatte auf einmal viel mehr Zeit, denn ich musste mich ja nicht um die neuesten Trends und neue Teile kümmern. Ich fühlte mich weniger gestresst und weniger von der Fashion-Industrie beeinflusst. Shopping hatte plötzlich seinen Reiz verloren. Ich fühlte mich frei – frei von dem Zwang, immer etwas Neues haben zu müssen, frei von der Angst, hinter den aktuellen Trends zurückzubleiben. Und ich fand andere Möglichkeiten, mich zu belohnen. Ich habe zum Beispiel Schwimmen wieder für mich entdeckt und ich konnte sogar mit Freundinnen shoppen gehen, ohne selber etwas zu kaufen. So habe ich dann doch an den Trends teilgenommen, aber eben anders.
Finanziell war das auch ein Gamechanger. Das Geld, das ich früher für spontane Einkäufe ausgegeben hatte, konnte ich nun für andere Dinge nutzen. Ich bin eine Woche mit meinem Sohn nach Italien gefahren. 


Und selbst da, im Urlaub … auf den Märkten Italiens, wo die Versuchung immer groß war, konnte ich widerstehen.


Ich überlegte mir, dass ich in Zukunft vielleicht lieber Geld investiere für qualitativ hochwertigere, langlebigere Kleidung, die ich wirklich brauchte, oder für Dinge, die mir langfristig mehr Freude bereiteten als ein Fähnchen, das nach ein paar Monaten wieder aus der Mode ist. Wobei ich schon immer Wert auf hochwertige Kleidung gelegt habe, aber mich einfach doch hin und wieder von Fast-Fashion-Angeboten habe verleiten lassen. 

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Upcycling

Die langfristigen Veränderungen

Ein Jahr ohne den Kauf neuer Kleidung hat aber nicht nur meine Konsumgewohnheiten verändert, sondern auch mein Verhältnis zu Mode und Stil. Ich habe für mich erfahren, dass es nicht darum geht, ständig etwas Neues zu besitzen, sondern dass wahre Stilbewusstheit aus der Fähigkeit entsteht, das zu schätzen, was man hat, und diese Sachen in verschiedenen Kombinationen immer wieder neu zu erfinden.
Dass der Verzicht auf Fast Fashion ein kleiner Beitrag für die Verringerung der Belastung unseres Planeten ist, ist ganz sicher ein wesentlicher Aspekt. Wir wissen alle, wie sehr die Modeindustrie zu Umweltproblemen beiträgt – von der riesigen Menge an Abfall über den CO2-Ausstoß bis hin zum übermäßigen Wasserverbrauch. Indem wir unseren Konsum reduzieren, tun wir etwas für unsere Umwelt. Aber durch den Verzicht auf Fast Fashion tun wir natürlich auch etwas gegen Kinderarbeit oder schlechte Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern.
Das Detox-Jahr hatte durchaus auch eine psychologische Wirkung auf mich. Ohne ständig nach „mehr“ zu streben, konnte ich mich endlich wieder mit meinem eigenen Stil auseinandersetzen und hatte das Gefühl, weniger von äußeren Erwartungen oder Trends abhängig zu sein. Ich fühlte mich selbstbewusster und zufriedener – nicht mit dem, was ich besaß, sondern mit dem, was ich war.

Fazit: Ein Jahr Shopping-Detox – eine bereichernde Erfahrung

Rückblickend kann ich sagen, dass das Jahr ohne neue Kleidung nicht nur eine Herausforderung war, sondern eine sehr bereichernde Erfahrung. Es hat mir geholfen, mich selbst und meinen Konsum besser einzuschätzen. Ich habe gelernt, bewusster zu leben, weniger Wert auf materiellen Besitz zu legen und viel mehr in Qualität statt Quantität zu investieren.
Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin, und auch, wenn es in Zukunft sicherlich Momente geben wird, in denen ich Lust auf neue Klamotten habe, bin ich mir jetzt viel klarer darüber, was ich wirklich brauche und was nicht. Der Kleider-Detox hat mir geholfen, meinen eigenen Stil zu festigen und mich von der Fessel des Konsums zu befreien.

Für alle, die mit dem Gedanken spielen, einen ähnlichen Schritt zu wagen: Probiert es aus! Es ist nicht immer einfach, aber die Belohnungen – in Bezug auf Nachhaltigkeit, persönliche Zufriedenheit und finanzielle Entlastung – sind es definitiv wert.

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Leerer Kleiderschrank

 

Bügel

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Kommentare

Kirsten

Großartig! Bin vor einem Jahr umgezogen, Kinder aus'm Haus, kleinere Wohnung - größeres Leben, und musste zwangsläufig mächtig entrümpeln, verschenken, verkaufen … und es nimmt einfach kein Ende … ist aber unglaublich erleichternd!
P.S. zum Verkaufen von Klamotten funktioniert die App "Vinted" wunderbar.

Liebe Kirsten,

herzlichen Dank für das Teilen deiner Erfahrung. Ich glaube auch, wenn man sich verkleinern muss, funktioniert das sicher gut mit dem Ausmisten. Bei Vinted habe ich bislang noch nicht verkauft, ehr auf Kleinanzeigen, aber das teste ich gerne mal. Lieben Gruß Uli

Sabine

Großartig und sehr motivierend. Ich habe es mir für dieses Jahr ebenfalls vorgenommen und bin nun, nachdem ich den Text gelesen habe, fest entschlossen, dieses Experiment durchzuhalten.

Liebe Sabine,

das ist ein großartiger Plan und es ist tatsächlich nicht so schwer, wie es sich am Anfang anfühlt. Ich halte dir die Daumen. ♥Uli

Elke Fischer

Hallo, ich habe mit dem Shopping Detox am 1.1.2025 angefangen, Grund ein überquellender Kleiderschrank und ich möchte kreativer werden bei der Outfit-Wahl. Sehr ermutigend Dein Bericht. Danke

Liebe Elke,

wie fühlt es sich nach dem ersten Monat für dich an? Ich bin sehr gespannt. Für mich waren die ersten beiden Monate am schwersten und dann wurde es tatsächlich einfacher. Mich hat nicht mal die neue Frühjahrsmode in allzu goße Versuchung geführt. Wir warten auf deinen Bericht ;-)... ♥-lichst Uli

Henrike

Ich kann das alles nur bestätigen. Ist eine tolle Erfahrung! Habe mit dem Entrümpeln vor ein paar Jahren angefangen als ich über das Buch von Marie Kondo : "Magic cleaning" gestolpert bin. Inzwischen ist es eine Art Lebensphilosophie geworden. Ab und zu leiste ich mir mal ein schönes Stück, aber regelmäßig miste ich auch aus.
Wie Kirsten verkaufe ich auf Vinted und stecke das so gewonnene Geld in ein Sparschwein das ich irgendwann mal für etwas Schönes,schlachten werde😊.
Viel Spaß allen, die dieses Challenge angehen !

Liebe Henrike,

wow, du hast das ja tasächlich verinnerlicht und wohl auch perfekt für dich umgesetzt. Aber ich glaube auch, dass so eine Challenge etwas in einem bewirkt. Mir geht es nach wie vor nicht ab, shoppen zu gehen, obwohl ich das jetzt ja wieder "dürfte". Die Idee mit dem Sparschwein finde ich auch schön. Danke, dass du deine Erfahrunge mit uns geteilt hast. ♥ Uli

Claudia Wachsmann

Vielen lieben Dank für diese tolle Anregung! In meinem Freundinnenkreis ist eine Freundin, die ich immer wieder für ihren Stil bewundere - so wie Uli meine größte Bewunderung für dieses traumhafte Hochzeitsoutfit verdient - und diese Freundin kauft fast alles ihrer Garderobe second hand und sieht super individuell und schick aus!
Allerdings bin ich noch nicht "reif" für so eine Challenge!

Liebe Claudia, 

man muss tatsächlich "reif" für diese Challenge sein. Da muss es einen Punkt geben, wo irgendwas überläuft, sonst hält man das wahrscheinlich nur schwer durch. Ich bin im Nachhinein total froh, dass mein Kleiderschrank im letzten Jahr nicht weiter angewachsen ist. Aber mir besteht  ja auch noch mal das "große Ausmisten" bevor. 

Danke für das Kompliment zu meinem Hochzeitsoutfit. Ich war wirklich stolz auf mich, dass ich da eben nichts Neues gekauft und ich mich trotzdem wohl und gesehen gefühlt habe. Und Second Hand ist natürlich immer eine gute Alternative. Da gibt es mittlerweile wirklich so coole Sachen. ♥ Uli

Wir freuen uns auf deinen Kommentar

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