17•12•2020 ••

Die Buchstaplerin #5

Es ist kurz vor Weihnachten, das vierte Lichtlein wird am Sonntag angezündet, der Christbaum nächste Woche geschmückt, die letzten Päckchen verpackt - alles wie jedes Jahr und doch alles ganz anders: Keine großen Besuchswellen, die sich von Nord nach Süd, von Ost nach West durch Deutschland bewegen, keine gemütlichen Punsch- und Grillwurst-Rituale auf dem Weihnachtsmarkt, kein Adventssingen und keine Krippenfeiern, keine großen Treffen mit Freunden in Kneipen, um gemeinsam das Jahr Revue passieren zu lassen, und keine Reisen in die Sonne oder den Schnee zum Abspannen und Erholen.

 

Zwischen den Jahren - diese Zeit werden viele von uns anders verbringen als in den Jahren zuvor. „Weihnachten light“ scheint auf den ersten Blick nur eines zu bedeuten: Verzicht auf vertraute und geliebte Traditionen. Doch vielleicht birgt genau das die Chance auf Entspannung, Ruhe, Besinnlichkeit und wertvolle Familienzeit ohne Termindruck, Ess-Marathon und zu hohen Erwartungen.

Verschönern wir uns doch die Zeit mit einem magischen Waldspaziergang, einem witzigen Spieleabend, Kino daheim mit Popcorn und Chips, ausgedehntem Musikhören in aller Ruhe, Entspannungszeit in einem herrlichen Schaumbad oder einfach mit einem guten Buch auf dem Sofa!

Und während man kuschelig unter einer Wolldecke vor dem wärmenden Kamin sitzt, lässt es sich leichter in den eiskalten Norden reisen, um mit Arezu Weitholz in Beinahe Alaska eine abenteuerliche Reise zu unternehmen. Als Fotografin begleitet sie eine Expeditionskreuzfahrt durch die Nordwest-Passage von Grönland nach Alaska, um die Natur der Arktis in Bildern festzuhalten:

„Unmerklich langsam fuhren wir immer tiefer in diese Postkarte hinein, und ich verstand endlich, warum Menschen Schiffsreisen so liebten. Mit keinem anderen Verkehrsmittel konnte man einer Sache so langsam näherkommen.“


Diese Reise kommt für die Erzählerin gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn sie ist alleinstehend, nicht gerne zuhause und sie wünscht sich etwas Abstand zu den Erlebnissen der letzten Monate. Doch natürlich nimmt sie dieses schwere Gepäck mit auf ihre Reise und all die unverarbeiteten Geschehnisse, Emotionen und Gedanken holen sie immer wieder ein.

Sie berichtet von ihren Reiseeindrücken, beschreibt die unendlichen Weiten von Eis und Schnee, zeigt sich beeindruckt von der grandiosen Natur, reflektiert ihre eigene Lebenssituation (die sich auch oft in der gerade erlebten Landschaft widerspiegelt) und beobachtet mit einem Augenzwinkern die anderen Passagiere mit all ihren skurrilen Erscheinungen und Begebenheiten.

Arezu Weitholz begeistert  mit ihrer ruhigen, unaufgeregten Art zu erzählen und trotzdem Dinge auf den Punkt zu bringen, und sie lädt uns dazu ein, unseren Horizont zu erweitern: Himmel, Eisberge und ganz viel Meer lassen die Gedanken fließen und sind eine Wohltat für die Seele!!

 

Vom kargen Weiß der Arktis zum Rausch der Farben und Sinne:

Maren Gottschalk hat in ihrem mitreißenden Roman Frida die Reisen der charismatischen Malerin Frida Kahlo nach Amerika und Frankreich in den Jahren 1938/39 in den Mittelpunkt gestellt.

Es ist das Portrait einer faszinierenden Frau und Künstlerin, einer begnadeten Malerin, einer allerseits bewunderten Stilikone und einer vorbildhaften Feministin und Revolutionärin. Man erfährt viel über die Tiefschläge ihres Lebens, über ihre leidenschaftliche Art zu lieben, über ihre unbändige Lebensfreude und über ihre ständige Suche nach ihrer persönlichen Zukunft.

1938/39 ist ein Wendepunkt in Fridas Leben: Stand sie bis dahin eher im Schatten ihres berühmten Ehemannes Diego Rivera, wird nun ihre Kunst erstmals auch außerhalb von Mexiko ausgestellt und fühlt sich als eigenständige Künstlerin anerkannt.

Maren Gottschalks „Frida“ ist eine fesselnde Romanbiografie voller Respekt und Zuneigung, durch deren umfangreiche Recherchen gekonnt Fiktion und Realität miteinander verknüpft werden. So erlebt man mit Frida das Paris und New York der 30er-Jahre, nimmt teil an ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, lernt durch detaillierte Beschreibungen ihre Werke besser kennen und begleitet sie auf ihrem unaufhaltsamen Weg als unvergessene Künstlerin, die noch heute unser kulturelles Leben beeinflusst.

Viva la Vida!!!


Woher aber nehmen Künstler*innen ihre Kreativität?

Was dient ihnen zur Inspiration?

Und wie kann ich meine eigene Kreativität finden?

Melanie Raabe, einigen vielleicht als erfolgreiche Thriller-Autorin bekannt, schenkt uns mit ihrem Sachbuch Kreativität - was uns mutiger, glücklicher und stärker macht eine wahre Schatztruhe, um unser Leben und unseren Alltag bunter und vielfältiger zu gestalten.

„Wenn wir uns mit der eigenen Kreativität beschäftigen und ein paar Techniken erlernen, um sie zu fördern, werden wir plötzlich Dinge (und Möglichkeiten) wahrnehmen, die uns vorher entgangen sind. Das hat etwas Magisches.“


Vermutlich ist dieses Buch genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen: Zu einer Zeit, die uns scheinbar auf der Stelle treten lässt und die uns oft so düster und grau erscheint, gibt uns Melanie Raabe Werkzeuge an die Hand, um unser Leben bunter, vielfältiger und spannender zu gestalten.

„Kreativität als Lebenseinstellung“, die uns dazu auffordert, den Fokus mal wieder auf die eigenen Interessen, Hobbys und Vorlieben zu richten und unseren Alltag mit kleinen Aufmerksamkeiten für uns und andere liebens- und lebenswerter zu machen.

Die Autorin erzählt charmant und witzig von ihrem nicht immer geraden Weg zur erfolgreichen Schriftstellerin, gespickt mit vielen anschaulichen und unterhaltsamen Anekdoten, aufgeteilt in sieben Kapitel voller Anregungen und Ideen und zauberhaft illustriert von Inka Hagen.

Die ruhige Zeit zwischen den Jahren bietet sich an, sich mit der eigenen Kreativität zu befassen und sich einfach mal in unterschiedlichen Richtungen auszuprobieren:


„Wir sind alle kreativ, nur eben auf ganz unterschiedliche Art und Weise.“


Auch das Hören von Musik kann Kreativität freisetzen.

Wer kennt das nicht: Im Radio läuft ein Lieblingssong und sofort bessert sich die Laune, man beginnt mitzusingen und bestenfalls danct man durch die Wohnung und verbindet den lästigen Hausputz mit einer groovigen Tanzeinlage.

Nicht jede Musik passt zu jeder Person und die jeweilige Stimmung spielt auch noch eine nicht außer Acht zu lassende Rolle.

Der irische Musikblogger und Autor Colm Boyd hat mit seinem Book of Songs - Die Playlist für jede Lebenslage ein ganz besonderes Musiklexikon zusammengestellt: 500 Songtexte, nach 70 Themen unterteilt, erzählt er die wahren Geschichten hinter den Hits der Popmusik.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass Amy Winehouse die meisten Lieder ihres Hit-Albums „Back to Black“ über ihren Ex-Freund Blake geschrieben hat, der sie für eine andere Frau verlassen hatte?

Oder dass Frank Sinatra in seinem Hit „One for my Baby“ dem Barkeeper Joe reichlich alkoholisiert sein gebrochenes Herz ausschüttet?

Oder dass „When we were young“, in dem es um ein Treffen alter Freunde geht, Adeles persönlicher Lieblingssong ist?

Oder dass Phil Collins in „You can´t hurry love“ über ein Gespräch mit seiner Mama singt?

Die vielen Anekdoten und Geschichten sind eine große Bereicherung zu den inspirierenden Playlists mit Titel wie „Songs zum Essen“, „Songs über Städte“, „Protestsongs“, „Songs zum Weinen“, „Songs über das Abschiednehmen“, „Sexy Songs“, „Songs über das Pleitesein“, „Songs über das Reisen“ oder auch „Wiederbelebende Songs“.

Als besonderes Bonbon für alle Spotify-Nutzer*innen gibt es in jeder Rubrik einen Code zum Scannen und so kann man sich sofort die passende Playlist anhören.

Es ist ein großes Vergnügen, Neues über altbekannte Lieblingssongs zu erfahren oder viele neue Lieder zu entdecken bzw. wiederzuentdecken - eine gelungene Bereicherung für alle Popmusik-Fans!

 


Nun wünsche ich euch wunderschöne, entspannte Weihnachtstage und gebe euch einen kleinen Hoffnungsschimmer von Frida Kahlo mit auf den Weg ins Jahr 2021:


„Nichts ist absolut.

Alles verändert sich,

alles bewegt sich,

alles dreht sich,

alles fliegt und verschwindet.“


In diesem Sinn: Bleibt gesund und positiv!

Wir lesen uns!

Eure Buchstaplerin

 


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Kommentare

Friederike
18•12•2020
Liebe Corinne, vielen Dank für die tollen Buchtipps und deine Gedanken dazu, diese besondere Zeit auch als Chance zu sehen...ich freue mich schon auf viele neue Buchvorstellungen in 2021. Schöne Weihnachten Euch allen :-)
FTF, Sabine Fuchs
18•12•2020
Liebe Friederike, da schließen wir uns an. Danke Corinne !!!
Corinne
19•12•2020
Liebe Friederike, vielen Dank für deine bestärkenden Worte, über die ich mich sehr gefreut habe!! Jede Krise birgt auch neue Chancen -und die wollen wir doch nutzen!! Ich bin selbst gespannt, welche tollen neuen Bücher nächstes Jahr erscheinen werden, um sie euch ans Herz zu legen!! Eine schöne Weihnachtszeit und herzliche Grüße!! Corinne

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