Fehler machen … wir doch alle.
Neulich steckte ich eine etwas lasch gewordene Maiswaffel in den Toaster, weil ich dachte, ich könnte sie so noch mal etwas aufmöbeln. Das Telefon klingelte und ich habe die Maiswaffel erstmal vergessen. Das war leider ein Fehler! Denn plötzlich zog eine wirklich schwarze Rauschschwade aus der Küche. Sie sah fast ein bisschen aus wie ein Geist zu Halloween. Eine homogene schwarze Masse bewegte sich direkt in Richtung meines Rauchmelders, der auch pflichtbewusst sofort seiner Aufgabe nachkam und ohrenbetäubende Signale von sich gab. Als erstes zog ich mal panisch den Stecker des Toasters, der immer noch schwarze Rauchwolken spukte und dann zerrte ich einen Stuhl unter den Rauchmelder, um ihn zum Schweigen zu bringen. Leider war ich trotz Stuhl zu klein und die Höllenmaschine stieß weiterhin ihre Warnsignale aus. Ich schnappte mir den Besen und schlug den Rauchmelder mit einem gekonnten Schlag (Golf sei Dank) von der Decke. Nach einem eleganten Flugbogen durchs Wohnzimmer schlug er ziemlich hart auf dem Boden auf. Ich hatte ihn endlich zum Schweigen gebracht, bevor das ganze Haus und die Feuerwehr vor meiner Tür stehen würden.
Klar, das ist ein relativ harmloses Beispiel für einen Fehler, der noch dazu keine wirklich schlimmen Folgen hatte, außer, dass ich einen neuen Rauchmelder brauche und mir vorgenommen habe, ein bisschen mehr nachzudenken, bevor ich gedankenlos etwas tue.
Aber ...
Was ist so schlimm daran, wenn wir Fehler machen?
Klar, wer von uns macht schon gerne Fehler? Und mehr noch, wer gibt seine Fehler noch dazu gerne zu? Denn das würde ja bedeuten, dass wir uns und anderen gegenüber eine Schwäche zugestehen müssten. In einer Welt, die von perfekter Selbstdarstellung nur so strotzt, undenkbar. Und so ertappen wir uns, dass wir uns tagtäglich immer kleine Ausreden einfallen lassen, um unsere Fehler zu kaschieren, damit wir bloß nicht als „schwache“ Menschen dastehen.
Und was für konstruierte und unglaubwürdige Ausreden wir uns immer so einfallen lassen. Wie oft habe ich mich schon dabei ertappt, dass ich mir völlig hirnrissiges Zeug ausgedacht habe, nur um meine Fehler nicht eingestehen zu müssen.
Wieso fällt es uns also so schwer, Fehler zuzugeben?
Schließlich begleitet uns das Sprichwort „aus Fehlern lernen wir“ doch unser ganzes Leben lang. Als Kind haben wir ständig Fehler gemacht und daraus gelernt. Deshalb stehen wir heute da, wo wir stehen. Die Geschichte von „Trial and Error“ erleben wir doch alle immer wieder.
Und sind nicht aus vielen Fehlversuchen erst wichtige Erfindungen für die Menschheit entstanden? Wir alle kennen die Geschichte von Steve Jobs, der nach einem gescheiteren Projekt erst bei Apple rausflog, um ein paar Jahre und Erfahrungen weiter, die gleiche Firma aufzukaufen und zu einer der erfolgreichsten Unternehmen weltweit zu machen. Weitere Beispiele sind die Erfindung des Penicillins – und bei einem missglückten Experiment von Charles Goodyear kam es zufällig zur Entdeckung von Gummi. Ein paar Tropfen einer Kautschukverbindung tropften auf eine Herdplatte und wurden elastisch. Das Prinzip der Vulkanisation war entdeckt.
Beispiele von bahnbrechenden Erfindungen resultierend aus Fehlern, davon gibt es zahllose, haben uns in vielen Bereichen neue Erkenntnisse und Entwicklungen beschert.
Und sicher kennt auch jeder von uns Beispiele in seinem Leben, in denen wir aus Fehlern etwas gelernt haben und danach etwas besser als vorher wurde.
Das heißt, Fehler zu machen hat durchaus eine Berechtigung. Wir müssen achtsam und empathisch mit den eigenen Fehlern umgehen, reflektieren, Gefühle und Gedanken mit Abstand betrachten, sie akzeptieren und die daraus entstehenden Erkenntnisse als positive Resultate verbuchen.
Wir definieren uns nicht über unsere Fehler, sondern darüber, wie wir sie wieder korrigieren.
Und es gibt ein paar kleine Anregungen, wie mir persönlich der Umgang mit Fehlern besser gelingt:
Die Wunderwaffe Nummer 1 gegen Fehler ist „Humor“
Wenn mir am Abend mal wieder der Auflauf im Ofen verkockelt, weil ich zu lange mit meiner Mama oder eine Freundin telefoniere, dann versuche ich die Misere mit ein bisschen Abstand und der absurden Seite dieser Angelegenheit zu sehen und einfach über diesen „schwarzen Haufen“ zu lachen. Denn ändern kann ich es eh nicht mehr und für das nächste Mal stelle ich mir eine Uhr, die mich dann eben unsanft aus meinem Gespräch reißt und mich daran erinnert, dass da noch ein Braten in der Röhre steckt.
Versinke in Selbstmitleid und nimm dir die Zeit, die du brauchst
Ich denke, seit ich mir nach einem folgenschweren Fehler auch mal die Zeit dafür nehme, zu reflektieren oder auch zu analysieren, was mich in diese Situation gebracht hat, gibt mir eine gute neue Chance, aus diesem Fehler zu lernen und meine Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Denn Studien zeigen: Rückschläge lassen sich leichter verkraften, wenn wir uns auch mal in Selbstmitleid suhlen.
Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitermachen
Mir geht es oft so, dass ich mich nach einem Fehler in einer Endlosschleife mit meinen Gedanken oder Selbstvorwürfen drehe. Dann ist es aber wichtig, irgendwann den Punkt zu finden, diese Gedanken zu stoppen, mir zuzugestehen, dass da etwas schiefgelaufen ist und den Fehler einfach zu akzeptieren. Ändern lässt es sich eh nicht mehr und letztlich kann ich ihn nur noch abhaken und daraus lernen. Aufstehen, weitermachen!
Sei ehrlich zu dir selbst, denn es kommt eh heraus
Wenn etwas schiefläuft, obwohl ich der Meinung bin, ich hätte alles gegeben, habe ich manchmal das Gefühl, die ganze Welt ist gegen mich. Und sind wir mal ehrlich: Ganz schnell neigen wir dann dazu, die Schuld bei anderen zu suchen oder eine passende Ausrede zu finden. Klar, wir wollen uns schützen. Dabei sollten wir uns ehrlich fragen, welchen Part wir dazu beigetragen haben? Eigenverantwortung zu übernehmen hilft meist dabei, den Konflikt besser zu analysieren oder gar zu beseitigen.
Und ... eine ehrliche Entschuldigung ist oft die Lösung.
Ein wirklich gutes Beispiel lieferte doch vor kurzem unsere noch amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nachdem sie und alle Ministerpräsidenten nach einer stundenlangen und zermürbenden Sitzung um Mitternacht eine zusätzliche Osterruhezeit verkündeten, damit einen Aufschrei in der Bevölkerung verursachte, und einen Tag später verkündete, das sei ein Fehler gewesen. Die SZ nannte dieses Fehlerzugeständnis eine „ehrenwerte Erklärung und eine bemerkenswerte Ausweitung ihrer Kompetenz“. Ich persönlich war von diesem öffentlichen Zugeständnis beeindruckt. Für mich hatte es in dem Moment etwas mit „Größe“ zu tun und für mich hat dieses Zugeständnis – welches sicher nicht einfach war – ein Gefühl der Nahbarkeit und auch ein bisschen Bewunderung hinterlassen.
Ich habe beschlossen, meine Fehler in Zukunft als Inspiration, Anreiz für neue Ideen und vor allem als persönliche Entwicklung zu sehen. Okeeeee, das gelingt mir natürlich auch nicht immer, aber mit der nötigen Reflektion und vielleicht auch mit gelebten Jahren immer öfter.
Wie geht es euch mit Fehlern? Könnt ihr gut damit umgehen? Wir freuen uns über eure Gedanken und Erlebnisse dazu.
Seine eigenen Fehler muss man nicht suchen. Das übernimmt gerne der Rest der Welt.
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