29•02•2024

FTF Die Buchstaplerin #32 – Mit farbenfrohen Buchtipps in den Frühling

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Die Buchstaplerin Corinne
Farbe ist eine Kraft, die die Seele direkt beeinflusst. 
(Wassily Kandinsky)


Der 1. März ist der meteorologische Frühlingsanfang und wir sehnen uns nach bunten Primeln, Osterglocken und Tulpen, auch die Schaufenster zeigen sich in der Mode frischer und fröhlicher. 
Wir brauchen wieder mehr Farbe in unserem Leben  – ein Grund, auch bei den Büchern zu ausdrucksstarken, farbintensiven Covern zu greifen.
Und dann hat der Frühling auch noch eine wunderbare Überraschung für euch im Gepäck, aber dazu später mehr …

Mit farbenfrohen Buchtipps in den Frühling

Der Eisele Verlag beeindruckt mich immer wieder mit seiner geschmackvollen Covergestaltung und der soeben erschienene Roman von Mary Beth Keane „Sieben Tage einer Ehe“ (Übersetzung: Heike Reissig) besticht bereits auf den ersten Blick mit seinen intensiven Farben. Das Buch erzählt die Geschichte einer Ehe mit all ihren Träumen, Hoffnungen und Enttäuschungen: Jess arbeitet als Anwältin und Malcolm betreibt seine eigene Bar, die beiden haben sich bereits auf dem College kennen und lieben gelernt und leben heute in ihrer Heimatstadt Gillam. Ihr unerfüllter Kinderwunsch belastet sie schwer – während Jess sich kaum von ihrem Traum als Familie verabschieden kann, sucht Malcolm Erfüllung in seinem Job. Die Krise führt schließlich zu einer Auszeit, in der sich beide neu sortieren wollen. Als ein schwerer Schneesturm die Kleinstadt heimsucht, wird durch die existenzielle Situation immer deutlicher, was das einstige Liebespaar trennt, aber auch was sie verbindet …
Ein gefühlvoller Roman, der die feinen Nuancen einer lang gelebten Beziehung beleuchtet, die Höhen und Tiefen austariert und zeigt, dass Unterschiedlichkeiten auch Chancen beinhalten können.

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Sieben Tage einer Ehe
Eine Familiengeschichte voller unausgesprochener Geheimnisse verbirgt sich hinter dem bezaubernden Blumencover von Dani Shapiros Roman Leuchtfeuer (Übersetzung: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann; hanserblau Verlag) – kein Wunder, ist die Autorin doch Gründerin des erfolgreichen amerikanischen Podcasts „Family Secrets“. 
Die Geschichte beginnt 1985, als bei einem tragischen Autounfall eine junge Frau stirbt und die beiden Geschwister Sarah und Theo darüber schweigen, wer von ihnen am Steuer gesessen hat. Das Geheimnis bleibt in der Familie Wilf, doch diese Entscheidung beeinflusst das weitere Leben aller vier Familienmitglieder. Jahre später zieht eine junge Familie in die Nachbarschaft der Wilfs und Vater Ben, mittlerweile pensionierter Arzt, schließt mit dem Nachbarskind Waldo eine sehr besondere Freundschaft. Die Verbindung zwischen den beiden Familien mündet in eine folgenreiche Nacht, in der die Sterne Schicksal spielen …
Dani Shapiro schreibt von den dramatischen Nachwirkungen eines Geheimnisses, das sich durch Schweigen zu einem Trauma entwickelt – emotional, eindringlich und fesselnd erzählt!
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Leuchtfeuer
Ein Buch, das uns in diesem Bücherfrühling nicht allein wegen des leuchtend gelben Covers immer wieder begegnen wird, ist die messerscharfe Satire Yellowface von Rebecca F. Kuang (Eichborn Verlag; Übersetzung: Jasmin Humburg), die den amerikanischen Literaturbetrieb und die Bücherszene intelligent unter die Lupe nimmt und seziert.
June Hayword und Athena Liu möchten beide berühmte Schriftstellerinnen werden, dabei ist Athena June immer eine Nasenlänge voraus. Als Athena bei einem Unfall ums Leben kommt, nützt June die Situation aus und nimmt deren neuestes Manuskript an sich, um es zu überarbeiten und unter dem Pseudonym Juniper Song zu veröffentlichen. Womit sie nicht gerechnet hat, ist der immense Druck, ihr Geheimnis zu bewahren und die Fassade aufrecht zu erhalten …
Rebecca F. Kuang spielt dabei gekonnt mit aktuellen Diskursen wie Social Media, kultureller Aneignung und Rassismus – eine gelungene Mischung aus Pageturner, Gesellschaftskritik und großartiger Unterhaltung!
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Yellow Face


Auch das Glück hat eine Halbwertszeit. Es zerfällt direkt vor unseren Nasen, rinnt zwischen unseren Fingern hindurch, und wir merken es nicht manchmal verstehen wir ja noch nicht einmal, dass wir überhaupt glücklich sind.


Louise Pelt erzählt in ihrem Buch Die Halbwertszeit von Glück (Lübbe Verlag) drei nebeneinanderher laufende Geschichten, die am Ende ein großes, kunstvolles Ganzes ergeben. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen an drei verschiedenen Orten in drei unterschiedlichen Jahrzehnten: 1987 in der DDR findet Johanna eine junge, schwangere Frau auf der Flucht, die sie in ihrer einsamen Hütte im Wald über den Winter versteckt. 2003 in Los Angeles hadert Holly mit dem Schicksal, nachdem ihre Kollegin für sie eingesprungen und dabei ums Leben gekommen ist. Und 2019 wird Mylène, die kurz vor ihrer Hochzeit steht, den Boden unter ihren Füßen weggezogen, als sie von den Hintergründen ihrer Herkunft erfährt. 
Berührend und mitreißend beschreibt die Hamburger Autorin die verschiedenen Facetten von Glück, das sich nicht erzwingen lässt, oft flüchtig erscheint, um dann wieder in einem neuen Licht zu erstrahlen. Ein Roman mit starken Frauenfiguren, das Zuversicht schenkt und Glückshormone freisetzt!

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Die Halbwertszeit von Glück

Noch mehr farbenfrohe Buchtipps

Vincent van Goghs farbintensive Kunst ist Thema von Simone Meiers fulminantem Roman Die Entflammten (Kein und Aber Verlag). Im Mittelpunkt steht allerdings van Goghs Schwägerin Jo van Gogh-Bonger, deren geliebter Mann Theo viel zu jung an Syphilis gestorben ist, nachdem sein Bruder Vincent sich kurz zuvor erschossen hatte. Jos Erbe sind Hunderte von Gemälden eines bis dahin noch unbekannten Malers. Um sich und ihr Baby durchzubringen, beschließt die junge Frau, Vincent van Goghs Kunst weltberühmt zu machen. 
Über hundert Jahre später beschäftigt sich die Kunsthistorikerin Gina mit Jos Geschichte und schlittert hinein in eine Welt voller Rausch, Leidenschaft und Farben, die Realitäten verschwimmen und Gina fällt es immer schwerer, sich abzugrenzen …
Mit der niederländischen Kunstsammlerin Jo van Gogh-Bonger würdigt Simone Meier eine Frau, die durch zahlreiche Ausstellungen und die Veröffentlichung des Briefwechsels der van Gogh-Brüder maßgeblich dazu beigetragen hat, das Schaffen des berühmten Malers überhaupt populär zu machen. Auch der Grundstock des Amsterdamer Van-Gogh-Museums ist ihrem klugen und vorausschauenden Denken zu verdanken, hat sie doch nie eines der Hauptwerke je verkauft.
Der besondere Kniff des Romans liegt im fiktiven Zusammenspiel der beiden Protagonistinnen, deren Familiengeschichten sich auf fantastische Weise miteinander verweben – ein literarisches Kunstwerk!

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Die Entflammten


Geh nie davon aus, dass du dir selbst die Wahrheit erzählst. Vertrau nicht auf das, was du zu wissen glaubst. Das ist nicht das Leben – es ist das Gesetz.


Die erfolgreiche Anwältin Tessa aus dem Roman Prima Facie von Suzie Miller (Kjona Verlag; Übersetzung: Katharina Martl) gewinnt einen brisanten Fall nach dem anderen. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen ist sie in den juristischen Olymp Londons aufgestiegen und gilt als glänzende Strafverteidigerin, die sich vor allem in Prozessen um sexuelle Gewalt auf der Seite der Täter einen Namen gemacht hat – denn was nicht einwandfrei bewiesen werden kann, kann auch nicht verurteilt werden. Doch dann wird sie selbst zum Opfer einer Straftat und ihre gesamte Weltsicht gerät aus den Fugen: Tessa muss erkennen, dass sie in einer patriarchalen Gesellschaft lebt, wo immer noch alte, weiße Männer das Sagen haben und dass die damit verbundene Rechtsprechung alles andere als gerecht ist …
Suzie Millers Roman, der zuerst als Bühnenstück konzipiert wurde und der in Australien etliche Theaterpreise gewonnen hat, macht betroffen, wütend, rüttelt auf und gibt viele Impulse – ein wichtiges, kluges Buch am Puls unserer Zeit, das die Gesetze des Patriarchats entlarvt und in Frage stellt!

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Prima Facie

Eines meiner Herzensbücher in diesem Frühjahr ist der zärtlich fragile Roman Tiere, vor denen man Angst haben muss, von Alina Herbing (Arche Verlag), der nicht nur durch sein großartiges Cover etwas Besonderes ist, sondern auch eine Geschichte erzählt, die unter die Haut geht und tief berührt. 
Madeleine lebt mit ihrer Schwester Ronja und ihrer Mutter auf einem einsamen heruntergekommenen Hof im Norden Mecklenburgs. Das Geld ist immer knapp, die Mädchen frieren ständig, das Haus hat keine Toilette und Madeleine versucht irgendwie Wärme in das marode Bauwerk zu bringen. Ihr Vater hat sich bereits vor einiger Zeit aus dem Staub gemacht und ihre Mutter sieht ihre Lebensaufgabe in der Rettung von Tieren, die immer mehr Raum für sich beanspruchen, während die Mädchen völlig auf sich allein gestellt sind. Hunger, Einsamkeit und fehlende Liebe bestimmen ihren Alltag und sie versuchen durch ihren Zusammenhalt die fehlende Mutter zu ersetzen. Der Quelle-Katalog dient ihnen als Traumkulisse für ein perfektes Leben, doch was nützt eine bunte Klobrille, wenn die Kälte des Winters vor der Tür steht?
Alina Herbing hat mit Madeleine und Ronja zwei wunderbare Heldinnen erschaffen, die man sofort ins Herz schließt und denen man helfen und sie in die Arme nehmen möchte, während die Wut und Verständnislosigkeit gegenüber der Mutter von Seite zu Seite zunehmen. Ein außergewöhnlicher Coming-of-Age-Roman über fehlende Elternliebe, den fragwürdigen Rollentausch zwischen Eltern und Kindern und die Suche nach einem gelungenen Leben – mit zwei Protagonistinnen, die unvergesslich bleiben!

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Tiere, vor denen man Angst haben muss


So farbenfroh wie facettenreich zeigt sich der literarische Frühling und ich freue mich darüber, meine Entdeckungen mit euch teilen zu dürfen!
Umso glücklicher bin ich über die bereits angekündigte Überraschung: Uli & Sabine von Fuck the Falten und ich laden am 26. April zu einem Bookdate in München ein, an dem wir uns kennenlernen, austauschen und gegenseitig inspirieren können. Es geht los mit einem kleinen Frühstück, dann besuchen wir Julia Eisele in ihren Verlag und anschließend begeben wir uns auf einen literarischen Stadtspaziergang durch Schwabing. Zum Abschluss gibt es einen kleinen Snack in der gemütlichen Küche des Fuck-the-Falten-Ateliers, wo wir nochmals den Tag Revue passieren und in entspannter Atmosphäre plaudern können. Habt ihr Lust dazu?
Die Teilnehmer:innen-Anzahl ist beschränkt, weitere Details und die Anmeldung zum Bookdaten findet ihr hier im FTF Shop 

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ErstesFTF-Bookdate


Als besonderes Schmankerl verlosen wir auf Instagram einen Platz zu unserem Bookdate!


Ich freue mich riesig auf den Tag und auf euch!
Wir lesen uns!

Eure Buchstaplerin


Wir hoffen, die Buchtipps unserer Buchstaplerin versetzen euch in den gleichen (Farb)rausch wie uns. ;-)

Und wir freuen uns auch wie Bolle auf euch, bei unserem Bookdate!
Liebe Grüße und auf bald!

Uli & Sabine


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