Hallo mein Schatz – die Scheidungskolumne #4
Unsere Scheidungskolumne „Hallo mein Schatz“ by Janet aka die Süße hat dieses Mal den Titel „Echt jetzt?“, denn jetzt geht es ums Geld und da fragt sich nicht nur Janet, wie es nach 27 Jahren klassischer Rollenaufteilung (Sie – Familienarbeit und Teilzeit, Er – Karriere) finanzielle Gerechtigkeit geben kann ...
Hallo mein Ex,
du möchtest also unsere Finanzen regeln. Das ist ja spannend … wo fange ich da nur an?
Also, zum Ersten möchtest du ganz klar deine, nicht unsere Finanzen regeln, was von außen betrachtet sicher verständlich ist, wenn … ja, wenn man eben nicht die ganze Geschichte kennt.
Nun, ich kenne sie und du auch. Muss ich noch mehr sagen? Echt jetzt?
Für alle anderen (solche mit altersbedingtem schlechten Erinnerungsvermögen inklusive) legen wir doch mal ein paar Fakten auf den Tisch:
Da gibt es also eine Liebe, eine Beziehung, eine Partnerschaft seit 33 Jahren, davon 26 Jahre Ehe und knapp 25 Jahre Familie. Dann haben wir einen Mann und Familienvater, der sich zum Zeitpunkt seiner Affäre mit folgender Trennung eine Karriere aufgebaut hat und nun exakt 6,5 mal so viel netto rausbekommt wie seine Ehefrau und Mutter der drei gemeinsamen Kinder. Klar, er Vollzeit und Steuerklasse 3, sie Teilzeit und Steuerklasse 5, aber auch klar: er Vollzeit und in der Position, weil sie Teilzeit – aber das nur nebenbei.
Schauen wir uns die Bedingungen mal weiter an ...
Er, also du mein lieber Ex, verteilt seine Arbeitsstunden auf ganz normale Wochentage, zu ganz normalen Arbeitszeiten und das Ganze selbstverständlich im Home Office, wo auch immer er sich im aktuellen Doppelleben gerade befindet. Doch, Schatzi, das ist ein Doppelleben, wenn man die Hälfte seiner Lebenszeit in einer anderen Stadt ein neues Leben aufbaut (und sich wundert, dass man bei dem wochenweisen Hin und Her irgendwie aus der Puste kommt).
Moment, war da nicht ein jüngstes Kind @home und ein eigener Vater, der immer mal Unterstützung braucht? Ach ja, kein Problem – Nr. 1 übernimmt selbstverständlich die Noch-Ehefrau und um Nr. 2 kümmern sich selbstverständlich die 3 gemeinsamen Kinder. Ist das nicht praktisch?
Ok, dann muss die Noch-Ehefrau also irgendwo wohnen, damit der gemeinsame Jüngste auch ein schönes Zuhause hat bei dem ganzen Theater, das sein Vater da losgetreten hat.
Aber könnte sich die Noch-Ehefrau nicht wenigstens verkleinern, also eine bezahlbare Wohnung suchen, den Stadtteil wechseln (weil keine bezahlbaren Wohnungen in Sicht), umziehen usw.?
Doch, klar – sie kriegt halt keine mit dem Gehalt, etwa 4 Gehaltsklassen unter dem, was zu ihrer Qualifikation passen würde. Punkt. Sie arbeitet in Schichten wochentags, am Wochenende, Feiertage und abends schon mal bis Mitternacht. Und sie nimmt parallel wieder freiberufliche Aufträge an, die irgendwie alle weggebrochen waren von jetzt auf gleich durch Corona. Wann war das noch? Ach ja, 3 Monate vor dem Auftauchen von Miss Double Income no kids. Zufälle gibt es aber auch.
Damals hätte sie auch eine Vollzeitstelle haben können, aber da gab es ja noch Nr. 3. Weißt du, das ist der, den du jedes 2. Wochenende siehst, wenn es dir gerade passt und auch, wo es dir gerade passt. Es ist auch der, der alles stehen und liegen lässt, um deinem Vater zu helfen, wenn du mal wieder im anderen Leben steckst. Und es ist der, über den dein Therapeut damals diesen folgenschweren Satz gesagt hat. Weißt du noch? „Einer von Ihnen beiden muss dann wohl gehen – entweder Sie oder Ihr Sohn."
Ist ja auch logisch: Vater kommt mit Sohn nicht klar, Vater möchte nichts ändern, einer muss gehen, also 1+1=2. Ganz einfache Mathematik.
Aber wir waren ja bei den Finanzen …
Nur mal angenommen, man würde das alles einbeziehen? Was wäre dann fair – gesetzlich festgelegte Unterhaltsleistung oder so etwas wie eine Ausgleichszahlung oder Wiedergutmachung vielleicht?
Könnte man nicht einfach mal alle geleisteten Familienstunden über inzwischen 27 Jahre in Arbeitsstunden umrechnen? Das ist doch mal eine spannende Frage.
Während du dich wie immer bestens informiert und vorbereitet hast, war ich doch tatsächlich mit Schadensbegrenzung beschäftigt – Ergebnis: tolle Projekte und Aufträge in Sicht, evt. eine zusätzliche Teilzeitstelle (klar, befristet – was sonst), aber keine unbefristete Vollzeitstelle. Und jetzt möchtest du also unsere Finanzen regeln.
Echt jetzt?
Deine Ex
Scheidungskolumne #4 – Nachtrag:
Hallo mein Ex,
ich wollte es nicht. Echt nicht. Ich wollte den Text über das Finanzthema so stehen lassen, ohne Nachklapp – wirklich. Aber es geht nicht und weißt du auch, warum? Da gibt es diese wunderbare FTF-Community da draußen und denen muss, möchte, will ich etwas mitgeben:
Ladys, gebt nie niemals auf!
Während du, mein lieber Ex, dein schnuckeliges neues Bequem-Leben aufgebaut hast und mich parallel mit Finanzthemen und Null-Erziehung unseres Juniors an den Rand des Wahnsinns getrieben hast, habe ich den Rest gewuppt. Ergebnis: Jetzt habe ich zwei feste Teilzeitstellen (= 100% = 100% Unabhängigkeit) und zwei wunderbare Kollegenteams, mehrere tolle Männer aus dem echten Leben um mich (was daraus wird, wird man sehen) und einfach mal komplett mein Leben zurück – Eis mit Stephan auf der Stadt-Piazza, Feierabendbier mit Thomas am Fluss, Cappuccino mit Jörg im Lieblings-Café, Ausflug im Cabrio mit Stephan, Sommerfest bei Nathalie und Holger (tolle Leute dort kennengelernt), Jazzkneipe mit Feierfreunden und Abtanzen beim Stadtfest mit Biene und Andreas.
Echt jetzt? Ja, ganz echt – ich habe eine Liste mit Namen und Pseudonymen für diese Kolumne, damit ich nicht den Überblick verliere.
Mein neues Motto heißt übrigens „Nicht um jeden Preis“ und das alles wäre vor einem Jahr nicht möglich gewesen.
Deshalb, Ladys da draußen im großen weiten www: Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht und dann holt euch euer Leben zurück. Echt jetzt.
Ach ja … mein Ex, dich habe ich ja ganz vergessen …
Verdammt gutes Zeichen, findest du nicht?
Deine Exe (gefällt mir gegendert noch besser)
© FTF, Sabine Fuchs und Ulrike Heppel
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Kommentare
Liebe Janet,
die Welt ist nicht gerecht und dass unser liebes Land besonders ungerecht mit Frauen umgeht ist hinlänglich bekannt.
Wenn Dir das mit den Finanzen zu anstrengend ist und emotional zu belastend (Ungerechtigkeit ist wirklich schwer auszuhalten) lass Dich beraten. Aber es steht Dir exakt die Hälfte zu. Ich finde es gut, dass das möglichst schnell geregelt wird.
Mag Dein Mann den finanziell besseren Part jetzt haben, weil er Kariere machen konnte und jetzt besser verdient. Du wirst bestimmt Dein Auskommen haben … und die Kinder sind bei Dir. Möchtest Du tauschen? Geld, aber keine Kinder um Dich?
Sind wir Frauen nicht schon einen Schritt weiter? Sind Familie, die Dir bleibt, Freundschaft, Neubeginn, Abenteuer nicht viel mehr wert?
Rechtlich wirst Du bei immer gut verdient habenden Mann auch im Alter gut abgesichert sein. Aus der Vergangenheit wirst Du auch einen Batzen mitnehmen. Das konkret zu wissen, tut Dir vielleicht auch gut!
Es ist immer traurig, wenn eine Liebe endet, eine Familie zerbricht. Aber es geht immer weiter.
Ordne, was es zu ordnen gibt und schau nicht zurück oder auf Deinen Mann.
Eines Tages wirst Du vielleicht dankbar sein, dass alles so gekommen ist, weil Dein Leben so viel reicher und spannender geworden ist. Du bist und warst bestimmt eine ganz wundervolle Mutter und das ist ein Schatz, den Dir niemand nehmen kann und der mit keinem Geld der Welt aufgewogen werden kann.
Starte durch und Dein Mann ist nur zu bemitleiden, dass er so eine tolle Frau samt Familie an den Nagel gehängt hat.
Alles Gute!
Claudia
Liebe Claudia, wie lieb, dass du dir die Zeit genommen hast für so einen ausführlichen und schönen Kommentar. Meine Antwort wird entsprechend auch länger als sonst.
Natürlich müssen wir uns im Rahmen der Trennung mit dem auseinandersetzen, was uns laut Gesetz so zusteht. Ich sehe nur keinen Grund, warum wir diese Ungerechtigkeit - sagst du ja selber - kommentarlos hinnehmen sollen. Erst, wenn man sie ausspricht kommt vielleicht etwas in Bewegung. Und doch, tauschen fände ich gar nicht so schlecht. Dabei geht es mir nicht ums Geld an sich, sondern um die Situation an sich. Mit Mitte 50 (ohje) möchte man alles andere als nochmal durchstarten - Leben genießen mit Family und Friends zum Beispiel, all das, was man sich so gemeinsam aufgebaut hat. Stattdessen muss man nicht nur eine Trennung durchstehen, die man nicht wollte, sondern gleichzeitig auch noch durchstarten. Da finde ich den anderen Part in jeder Hinsicht doch deutlich attraktiver. Und ehrlich gesagt fand ich mein Leben auch vorher schon ausgesprochen reich und ausgefüllt. Jetzt ist nur noch 1 Pubertist im Alter von 17 @home - wenn der nicht gerade im Dauerchillen im Zimmer ist, machen wir es uns schon auch ganz nett. Insofern würde ich für nichts auf der Welt meine Familie hergeben. Da hast du schon recht. Lieben Dank nochmal. Janet
Hmmm… das lässt uns Männer schon ganz schön übel erscheinen. Leider sind viele von uns nicht wirklich gut zu ihren Lieben. Manche stehen aber auch auf der anderen Seite. Nach der ersten Ehe mit 40.000,- DM Schulden mit 27 raus. Zweite Ehe hätte anders werden sollen. Beide Kinderwunsch. Sie hat leider die Rolle der Mutter nicht leben können. Wie die Tochter 5 war, hab ich die erste Affaire zufällig herausgefunden. Er war ein typischer Macho. Ich wollte zuerst raus und bin in einen Wunsch nach Liebe geflüchtet in eine Onenight Affäre mit einer anderen Frau die das gleiche wie ich erlebt hat. Aber das konnte ich mit meiner Welt nicht vereinbaren. Familie war mir sehr wichtig. Deshalb habe ich alles unternommen um es wieder gemeinsam zu schaffen. Sie hat uns verlassen wie unsere Tochter 15 war. Unsere Tochter ist jetzt 21 und eine wundervolle Frau. Sie lebt bei mir, da ihre Mutter damals endlich wieder leben wollte. Ich bin eigentlich immer schon mehr Mapa statt Papa.
Ja, ich habe den Hauptjob gehabt.
Ja, ich hatte Steuerklasse 3
Ja, ich war nicht den ganzen Tag zu Hause
Ja, sie war für unsere Tochter da
Ja, sie hätte einen besseren Job haben können.
Aber
Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass sie einen guten Job suchen soll und ich dafür aus der 3 Schicht rausgeh und weniger arbeite.
Ich war, wenn ich zu Hause war, für die Familie da
Ich trug und trage eigentlich fast alle Kosten.
Unterhalt für die Tochter bekomme ich nicht.
Studiumkosten zahle ich und meine Tochter hilft super mit und hat ebenfalls einen Job.
Ich bin ein Mann und gehöre wie ihr zu den verarschten.
Aber
Ich habe meine Ex mal geliebt und dafür dass sie mir unsere wundervolle Tochter geschenkt hat, bin ich ihr immer noch sehr dankbar. Es war und ist nicht leicht, aber ich habe ihr voll und ganz verziehen. Menschen sind nicht gleich. Jeder hat unterschiedliche Ziele und Wünsche. Ich möchte meiner Tochter zeigen, dass man auch verzeihen kann und es einem danach weit besser geht. Gegen die Vergangenheit zu kämpfen macht keinen Sinn.
Versucht es wenigstens und legt zumindest einen Teil eures Ärgers ab. Das tut nicht nur euch gut, sondern auch den Kindern.
Und vor allem… lebt… findet wieder Freunde.
Genießt den Moment und das Leben.
Wir sind alle nicht mehr 20.
Ich bin Christian, bin 52 und froh im hier und jetzt alles zu meistern.
Hallo Christian, endlich ein Mann - juhu :) Es hat tatsächlich jeder so seine Geschichte und auch deine bzw. ähnliche habe ich schon von einigen Männern gehört. Ich glaube auch, dass solche Trennungen mit dem ganzen Unterhaltsthema und Neustart immer schwierig sind, keine Frage. In deinem Fall hat deine Ex aber nur den einen Teil: Affäre plus Trennung. Den anderen Teil, nämlich die finanzielle Absicherung, hast du. Dazu hattet ihr eine viel kürzere gemeinsame Geschichte und du warst für deinen Neustart damals deutlich jünger. Das alles macht die Sache vielleicht etwas erträglicher und auch das Verzeihen leichter. In meinem Fall - und bestimmt nicht nur in meinem - kommt die Affäre von ihm, die Trennung nach 33 Jahren von ihm und die Folgen trage vorwiegend ich und zwar in jeder Hinsicht. Da sieht es mit dem Verzeihen etwas anders aus. Es ist für mich kein Problem oder besser gesagt, es war eine sehr bewusste Entscheidung, für meine Kinder auf so etwas wie eine Karriere zu verzichten. Für uns war das eine Art Arbeitsaufteilung in Vollzeit/Teilzeit. Aber für meine Kinder das Ganze auch noch verzeihen, ist wirklich zu viel. Verzeihen kann ich nur, wenn ich auch so empfinde und nicht, um meinen Kindern etwas Gutes zu tun. Oder anders ausgedrückt: es kann doch nicht sein, dass sich mein Ex ohne Rücksicht auf irgendwen inkl. unserer Kinder so verhält und ich das verzeihen soll, damit es unsere Kinder und er leichter haben. Für ein neues gemeinsames Leben hätte ich verzeihen können, aber auch nur dann und selbst das kann mein Freundeskreis kaum nachvollziehen. Es ist also sehr lieb gemeint, wenn du schreibst, dass es auch mir besser gehen würde durch das Verzeihen. Aber dafür müsste ich mir schon ordentlich in die Tasche lügen. Ich danke dir aber sehr für deinen Beitrag aus Männersicht. Alles Gute, Janet.
Hallo Janet,
danke erst Mal für deine Antwort.
Ja, natürlich habe ich weniger Beziehungszeit erlebt und ja, durch meinen Job bin ich relativ gut abgesichert. Und ja, mit 47 ist man noch Jung und kann was neues anfangen. Trotzdem war es eine heftige Zeit. 7 Gute Jahre und dann bäm! Weiter 12 Jahre die man alles versucht um es wieder hin zu bekommen. Und es hat oft richtig gut ausgesehen. Aber leider auch immer wieder bäm! Das schlimme waren nicht die Affären, sondern das Lügen. Ich dachte, ich mach das Richtige für meine Familie, für unsere Tochter und ich kann das aushalten. Aber so im Nachhinein wäre eine Trennung damals die bessere Richtung gewesen. Ich bin mit 47 mit meiner Tochter 15 auf einmal alleine gewesen. Wir haben es gut geschafft. Kostete aber auch viel Kraft. Also das Leben geht dann nicht sofort super toll weiter. Man braucht Zeit zum aufarbeiten. Verzeihen gehört dazu. Aber ja, ich gebe dir Recht. Alles kann man nicht verzeihen. Man kann es nur akzeptieren, dass man selber ja schon viel früher was ändern hätt können.
Finanziell ist sie übrigens auch abgesichert. Viele Grüße :-) Christian
Lieber Christian, jetzt ist mir doch glatt deine Antwort durchgerutscht... aber jetzt: ich glaube, du hast da ein ganz schönes Stück gemeistert und da hat deine Tochter bestimmt viel Tolles von dir mitgenommen. Chapeau dafür. Mein Leben hat längst wieder ordentlich an Fahrt aufgenommen - die Beiträge hier kommen ja immer deutlich später als ich sie geschrieben habe. Und das Thema "hätte früher etwas ändern können" hatte ich schon in einem früheren Beitrag aufgenommen, aber da überholen sich eben die Ereignisse. Hier im FTF-Blog kann ich gar nicht alles veröffentlichen... vielleicht wird ja irgendwann mal ein Buch draus :) Danke dir jedenfalls für deine Geschichte und weiter alles Gute. Liebe Grüße von Janet.
Liebe FTF-Community, einen ganz allgemeinen Kommentar möchte ich gerne noch in die Runde schicken. Es geht bei diesen Geld-Fragen immer wieder auch um "ihr habt doch bestimmt noch einen Batzen Geld - davon steht dir die Hälfte zu".
Von Geld-Vermögen welcher Art auch immer werden wir alle in Zukunft vermutlich nicht mehr viel haben. Ich bin keine Finanzfrau, aber mit der Inflation müssen wir wohl alle rechnen.
Das Entscheidende ist deshalb ein gesichertes regelmäßiges Einkommen inkl. Sozialversicherung usw. Falls also irgendjemand da draußen in ähnlicher Lage ist: Auszahlungen sind schnell aufgebraucht, Geld anlegen ist bestimmt auch eine gute Idee (bitte gerne Fachmeinungen dazu), aber wirklich unabhängig und gut versorgt ist man nur mit Vollzeit-Arbeit. Und die, sorry @all, gibt es schon mal grundsätzlich fast nur befristet, wenn man irgendwo neu einsteigt.
Zum Schluss noch einen schönen Spruch, den ich mal als Vortragstitel gelesen habe:
"Frauen leben länger - aber, wovon?"
Da ist leider was dran. Und darum müssen wir uns kümmern.
Jetzt aber allen ein schönes sonniges Wochenende ☀️
Janet (die gerade ein paar freie Tage genießt)
Hallo Janet, da bringst du es doch auf den Punkt- trotz Heirat und Familie sollte Frau schon lange auf eigenes Erwerbseinkommen setzen. Das ist seit Jahrzehnten schon bekannt. Ich verstehe euch Frauen nicht, die sich so komplett abhängig von Männern machen und dann jammern, wenn ihr bequem eingerichtetes Leben plötzlich andere Richtungen einschlägt!
VG Cathi
Hallo Cathi,
danke dir so sehr für deinen Beitrag, denn du sprichst da etwas aus, was viele denken.
Lass mich mal so sagen: das eine ist die Theorie, das andere die Praxis.
Als meine 3 Kinder noch im Betreuungsalter waren, gab es kaum bis keine U3-Betreuung, wurde das Gros der 3-6-jährigen Kinder um 12 Uhr von der Kita abgeholt (und 14 Uhr-Mütter wurden schräg angeguckt, von 16 Uhr-Müttern ganz zu schweigen), ging das Betreuungsproblem in der Grundschule erstmal richtig los (11:25 Uhr Schulschluss und Hunger) und richtig übel wurde es für die Mütter, die deshalb in Teilzeit wieder einsteigen wollten. Die kamen aus den Personalgesprächen mit der Antwort: kommen Sie gerne in Vollzeit zurück, Teilzeit nur auf einer anderen (schlecht bezahlteren) Stelle.
Nicht erwähnt habe ich jetzt meine eigene Arbeitssituation, denn die war durch meine Arbeitszeiten diametral entgegensetzt zu möglichen Familienzeiten.
Bequem war das alles überhaupt nicht. Das war nur mit Großeltern zu stemmen (fiel bei uns aus) oder mit AuPair (fiel auch aus) oder mit Papa im Home Office. Gab's damals schon, aber höchst selten. Mein Mann bspw. war von 7-19 Uhr nicht zuhause.
Heute hat sich so unglaublich viel für die Mütter getan. Das hilft uns 50+ aber nur begrenzt bis gar nicht.
Kurz: es ist leider keine Frage von Bequemlichkeit, eher von Arbeitsteilung (oder dick Kohle für Kinderbetreuung jeglicher Art).
Und diese Arbeitsteilung ist fein im Zusammenleben, im Falle einer Trennung bricht den Frauen alles gleichzeitig weg, während sie alles gleichzeitig weiter wuppen.
Der Mythos vom bequemen Teilzeit-Mütter-Leben ist genau das: ein Mythos. (Und ja, ich kenne auch Latte Macchiato-Mütter, aber das ist ein Ausschnitt - wir sehen immer nur einen Ausschnitt).
Danke, dass ich das hier mal richtig stellen konnte.
Liebe Grüße von Janet
Hallo Janet, ich kann so nicht bestätigen, dass das Groß der Kinder 12 Uhr aus der Kita abgeholt werden musste. Mein Sohn ist 1993 geboren, die ersten 2 Jahre nahm ich Erziehungsurlaub. Dann habe ich in einer Kinderkrippe mein Anerkennungsjahr als Erzieherin gemacht und mein Sohn war auch in dieser Einrichtung ganztags untergebracht. Ich habe anschließend bei der Stadt München ganztags als Erzieherin gearbeitet, mein Sohn war in einer anderen Kita ebenfalls ganztags untergebracht. Anschließend bin ich in Neufahrn bei Freising auch ganztags eingestellt gewesen. Nirgends mussten Eltern ihr Kind 12 Uhr abholen. Die Kinder wurden voll verpflegt. Ich möchte noch anmerken, dass mein Exmann( mit dem ich 22 Jahre zusammen war) die ersten 7 Lebensjahre meines Sohnes auf Montage tätig war. Ich war unter der Woche immer alleine mit meinem Sohn, Arbeit und Haushalt. In der Zeit habe ich noch eine berufliche Weiterbildung für 3 Jahre gemacht, mit Kind, Haushalt und Montage Mann. 2002 haben wir , nachdem mein Mann beruflich „sesshaft“ wurde, eine alte Tischlerei zum Großteil selber aus- und umgebaut. Als ich meinen Mann nach 22 Jahren verließ, habe ich auf alles verzichtet, keine AuszahlungHaus, kein Versorgungsausgleich, weil ich es nicht fair fand, meinem Mann sein Zuhause und meinem erwachsenen Sohn sein Elternhaus zu nehmen.Ich war und bin der Meinung, dass jeder finanziell erstmal für sich selber verantwortlich ist und nicht mein Partner. Ich bin dann nach Stuttgart gezogen- ganz alleine in eine WG , 500 km von meinem ehemaligen Zuhause entfernt und habe dort weiter als Erzieherin in einer Ganztagskita gearbeitet, anschließend in Ludwigshafen, Heidelberg und Lahr im Schwarwald. Überall waren die Kinder ganztags und vollverpflegt kommunal untergebracht. Als Erzieherin wirst du auch nicht reich und hast auch mal keine üppige Rente, aber was weiß ich, was dann ist. Ich nehme es wie es kommt, und mich wird nie ein schlechtes Gewissen plagen, meinen Exmann finanziell ruiniert zu haben und ihn fertig gemacht zu haben. Inzwischen haben wir beide wieder Partner gefunden und geheiratet. Sporadisch auch hin und wieder WhatsApp - Kontakt. Ich freue mich, dass er glücklich ist und finde seine neue Frau sehr sympathisch. Beim Tot meiner Mutter waren beide mit zur Trauerfeier und hinterher zum Kaffee, das tat mir auch unheimlich gut, diese Anteilnahme. Überlege dir, ob du mit deinem Exmann weiter öffentlich abrechnen willst, oder ob du lieber nach vorne schaust und dein Leben lebst.
Liebe Grüße, Cathi
Liebe Cathi,
da hast du mich offenbar mehrfach falsch verstanden.
Was die Kinderbetreuung betrifft, stand da nicht "12 Uhr mussten die Kinder abgeholt werden". Schau nochmal selbst. Und eine öffentliche Abrechnung mit meinem Ex soll das hier auch nicht sein. Die Anfrage für diese Kolumne kam vom FTF-Team bei mir an und alles Weitere zu dem Thema findest du im allerersten Beitrag. Was die Fairness bei dem Thema Trennung und Ausgleich betrifft, lassen sich unterschiedliche Geschichten und Hintergründe kaum vergleichen. So, wie du deine Geschichte hier beschreibst, haben wir tatsächlich vollkommen verschiedene Bedingungen. Meine habe ich ziemlich genau beschrieben - zumindest, wie es öffentlich passend ist. Wenn du unsere beiden vergleichst, wirst du schnell sehen, dass die wesentlichen Punkte sehr anders, wenn nicht genau umgekehrt sind.
Danke dir also auch sehr für diesen wichtigen Kommentar, denn so kann ich darauf auch antworten und die Missverständnisse ausräumen. Einen schönen Abend wünsche ich dir. Liebe Grüße von Janet.
Wir freuen uns auf deinen Kommentar